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Es sind Schicksalstage für zwei prominente Pfarrerstöchter: Die eine will raus aus der EU, die andere die Währungs- und Werteunion um jeden Preis zusammenhalten. Doch gegen alle Widerstände, gegen sinkende Beliebtheit halten beide Kurs. Woher kommt ihre Widerstandskraft?
Zwei herausgeforderte PfarrerstöchterTheresa May und Angela Merkel verbindet vielesGut 1000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen dem Bundeskanzleramt in Berlin und der Downing Street 10 in London. Den Regierungschefinnen in beiden Gebäuden stehen nach viel Kritik durch die Öffentlichkeit Schicksalstage bevor: Angela Merkel gibt beim Parteitag in Hamburg den CDU-Vorsitz ab, Theresa Mays Zukunft entscheidet sich mit der Brexit-Abstimmung. Die eine will raus aus der EU, die andere die Währungs- und Werteunion um jeden Preis zusammenhalten. Was sie eint: Ihr Amt mit Würde zu führen und Verantwortung fürs eigene Land zu übernehmen. Gegen alle Widerstände, gegen sinkende Beliebtheit. Das kommt möglicherweise durch ihre Erziehung. Der christliche Hintergrund spiegelt sich in der Politik und der Haltung der beiden Regierungschefinnen, schreibt der «Blick».
Als Angela Merkel Anfang November verkündete, nicht erneut für den CDU-Parteivorsitz und das Kanzleramt zu kandidieren, zeugte ihre Abschiedsrede von Grösse. «Ich habe mir immer gewünscht und vorgenommen, meine staatspolitischen und parteipolitischen Ämter in Würde zu tragen und sie eines Tages auch in Würde zu verlassen», sagte die Kanzlerin. Der Begriff der Würde ist im Christentum zentral – auf Menschenwürde als Träger von Personenwürde wie auch auf Ämter bezogen, an deren Träger besonders hohe Erwartungen an das Verhalten gestellt werden. Angela Merkel hat ihre Kanzlerschaft für Deutschland ähnlich verstanden wie ein Pfarrer sein Amt für die Gemeinde: als Dienst an den Menschen, schreibt der «Blick» weiter.
Als Dienst am Land erfüllt auch Theresa May die Sisyphus-Aufgabe, die ihr als britische Regierungschefin seit 2016 zuteil wird: Obwohl sie selbst eher proeuropäisch ist, muss sie den Ausstieg mit der Staatengemeinschaft verhandeln. Theresa May hat aber nicht nur Rückgrat, sondern auch Leitlinien, die ihr Handeln bestimmen. Sie handelt aus klaren ethischen Grundüberzeugungen. Auch die stoische Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und sich nicht in persönliche Kämpfe verwickeln zu lassen, ist etwas, was Theresa May als britische Regierungschefin auszeichnet – und sie mit ihrer deutschen Amtskollegin verbindet. Ihr Vater war ein Geistlicher der anglikanischen Kirche in England. Angela Merkel ist evangelische Pfarrerstochter.
«Durch meinen Glauben habe ich gelernt, dass es richtig sein kann, anders zu denken und anders zu entscheiden, als es andere Menschen tun», schrieb Angela Merkel vor einigen Jahren in einem Artikel. Ihr christlicher Glaube sei der «Rahmen» für ihr «Denken und Vorgehen», sagte Theresa May einst über ihre Religiosität. Beide Politikerinnen hatten ihren Glauben lange für eine Privatsache gehalten, bekennen sich jedoch zunehmend dazu. Vielleicht ist das die Erfolgsformel der beiden Regierungschefinnen. Ausgerechnet in dieser für beide schicksalshaften Wochen kürte sie das US-Magazin «Forbes» erneut zu den beiden mächtigsten Frauen der Welt.
Herzlich, Markus Baumgartner
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