Ry Cooder, 71, ist ein Urgestein und macht seit 50 Jahren Roots-Music. Er gilt als einer der begnadetsten Slide-Gitarristen der Welt. Nun legt er mit «The Prodigal Son» ein neues Album mit lauter Gospelsongs vor. Musik zum Träumen.




 
 

Musikalisch träumen

Wenn Ry Cooder zum Gospel heimkehrt

«Es handelt sich um eines der besten Werke seiner Karriere», schreibt die «Neue Zürcher Zeitung». Und NDR schreibt: «Das Album ist so was wie der Höhepunkt seiner Serie von Glücksgriffen im Spätwerk(...) Das ganze Amerika in elf Songs: Es ist Ry Cooder von seiner allerstärksten Seite.» Ry Cooder ist ein Chronist US-amerikanischer Befindlichkeiten. Beim neuen Album «The Prodigal Son» (Der verlorene Sohn) sind acht der elf Stücke eine Sammlung überragender Songs aus Traditionals oder Legenden wie dem Afroamerikaner Blind Willie Johnson oder dem weissen Folksänger Blind Alfred Reed. Ry Cooder hat sie neu arrangiert und intoniert sie nun begleitet von einer kleinen Combo und einem Gospel-Trio. «Everybody Ought to Treat a Stranger Right» gibt die inhaltliche Richtung vor: Jeder sollte fremde Menschen gut behandeln. Das Stück von Blind Willie Johnson von 1930 mit seiner ebenso religiösen wie weltlichen Dimension klingt auch in den heutigen, zerrissenen Zeiten wie ein aktueller Appell. 


Zum Gospelalbum wurde Ry Cooder vom gläubigen Bluegrass- und Country-Sänger Ricky Skaggs ermutigt, der ihn 2015 für seine Tournee engagierte, schreibt das Magazin «Rolling Stone»: 
«Ich habe die Gospelsongs ja schon immer mal dazwischen gemogelt. Aber für Gospel brauchst du diese Stimme, die ich nie zu haben glaubte. Bis Ricky sagte: Nein, du kannst das gut! Hör nicht auf damit! Die Tour mit Skaggs hat gewiss die Saat dafür gelegt.» Ry Cooder sagt von sich, dass er nicht religiös ist. Wieso er trotzdem Gospelsongs singt: «Wie auch immer man die Welt sieht, man spürt die Tiefe dieser Lieder. Was ich immer an der Gospelmusik fand, war, dass sie weiter in dich hineinreicht, wenn du willst, in deinen Geist. Es ergreift dich – vor allem, wenn du singst und spielst.»


Ein eignes Stück wird zum Höhepunkt des Albums: «Jesus And Woody», eine sechsminütige Unterhaltung zwischen Jesus Christus und Woody Guthrie, dem Pionier des engagierten Folk. Hier wird gewissermassen das gesamte Album programmatisch zusammengefasst. «Man muss zusammenspannen gegen die Maschine des Hasses», sagt Jesus und fügt an: «Natürlich war ich ein Träumer, aber Sie, Herr Guthrie, ebenfalls.» Das führt die NZZ ins Schwelgen: «Wenn Ry Cooder zum Gospel heimkehrt, träumen wir gerne von einer besseren Welt.»


Bekannt wurde Ry Cooder für seinen Soundtrack zu Wim Wenders’ «Paris, Texas», wo seine akustische Slide-Gitarre 1984 schwirrende Wüstenhitze wiedergab. Fortan arbeitete er als Filmmusiker oder als Produzent – zum Beispiel beim kubanischen Buena Vista Social Club oder als Gastmusiker unter anderem beim afrikanischen Blueser Ali Farka Touré. «Ry Cooder stellte sich auf die Seite der einfachen Leute, die sich gegen die Mächtigen wehren müssen», schreibt die NZZ weiter. «
Ich verbinde die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen mit dem persönlichen Leben der Leute, denn diese Leute sind in Gefahr und werden in dieser Welt auf allen Seiten unterdrückt.»

Herzlich, Markus Baumgartner

 

 
 
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