Anlässlich des 500-Jahre-Jubiläums der Reformation wurde in Bülach die Kirche leer geräumt. Daraus entstand Platz, um etwas völlig Neues zu schaffen. Ein 100 Quadratmeter grosses Wasserbecken spiegelte den Kirchenraum. Es erinnerte an den Grundgedanken der Reformation, welcher der damaligen Kirche einen Spiegel vorgehalten hat.





Bild refkirchebuelach.ch/Ruedi Haller

Kirche unter Wasser

Eine leere Kirche gefüllt mit kreativen Projekten

Die zweitgrösste reformierte Kirchgemeinde im Kanton Zürich wurde leer geräumt. Wo vorher Kirchenbänke waren, entstand Neues und vor allem Überraschendes. So fanden im September in der reformierten Kirche Bülach acht verschiedene Beiträge statt, welche die leere Kirche füllten. Dazu gehörten Installationen, Vorführungen, Konzerte und kreative Experimente. Unter der Regie von Projektleiterin Ursula Krebs wurde im Vorfeld ein Wettbewerb ausgeschrieben. Bis zum Anmeldeschluss kamen 30 Bewerbungen zusammen. Gegenüber dem «Zürcher Unterländer» erklärte Ursula Krebs: «Es war uns wichtig, völlig offen zu sein und das aufzunehmen, was von aussen an Ideen kommt. Einzig Kommerzielles oder Parteipolitisch sollte es nicht sein.»

Für Aufsehen sorgte dabei das Projekt «aufatmen, zurücktreten, reflektieren» der beiden Architekten Jana Hartmann und Dennis Häusler, die den Kirchenraum mit 4500 Litern Wasser füllten. Darin spiegelte sich dann der
Dachstock der Kirche, der aus dem 16. Jahrhundert stammt. Von den seitlichen Emporen der Kirche aus konnte man die Installation bewundern. Die Selbstreflexion des Wassers sollte an den Grundgedanken der Reformation erinnern, die der damals bestehenden Kirche den Spiegel vorgehalten hat.

Die Idee, die Kirche nach dem Vorbild der Reformatoren leer zu räumen, schlummerte schon länger im Kopf von Pfarrer Dominik Zehnder. Im «Zürcher Unterländer» sagte er: «Die Kirche darf Menschen fordern. Wir können hinter jedem der Projekte stehen, denn der Kirchenraum behält dabei stets seine Würde. Auch damals hat man die Kirche von Vertrautem und Gewohntem befreit, um so neue Perspektiven auf den Glauben zu ermöglichen.» Die Künstler wurden mit Beiträgen von Seiten der Kirchenpflege, der reformierten Landeskirche, dem Kulturfonds des Kantons Zürich, der Stadt Bülach und auch der Gemeinde Winkel unterstützt. Dafür war der Besuch aller Veranstaltungen gratis.


Dass auswärtige Besucher kamen, war ausdrücklich gewünscht. Auch dies ganz im Sinne der Reformation. «Auch vor 500 Jahren zogen die Veränderungen in der Zürcher Kirche viele auswärtige Interessierte an», sagt Pfarrer Zehnder.
Damit wollte man den Dialog fördern zwischen Wahrnehmung, künstlerischem Verständnis und Glaube. Ausdrücken, was mit Worten allein nicht sagbar ist.


Herzlich, Markus Baumgartner

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