Die Heilsarmee hat vor zwei Jahren eine Werbe-Kampagne lanciert. Sie wird nun weiter geführt und sorgt für Aufsehen. Im Mittelpunkt der Kampagne sind Frauen und Männer der Heilsarmee, die für Menschen da sind, die den Boden unter den Füssen verloren haben. Die sich weder zu gut noch zu schön sind, um Menschen in Not dort Hilfe zu leisten, wo sie gerade stehen oder liegen.


 
 

Aufmüpfige Heilsarmee

Was Heilsarmisten machen, wenn sie nicht gerade Gitarre spielen

Kein Zweifel, die friedlichste Armee der Welt hilft seit 153 Jahren, wo Not am Mann ist. Oder an der Frau. Dies getreu ihrem Motto «Suppe, Seife, Seelenheil». Nur braucht sie dafür Spendengelder. Die aber rieseln nicht einfach in die Töpfe der Heilsarmee, sondern müssen hart erworben werden. Wie jedes Jahr im Dezember fährt die Heilsarmee darum eine spezielle Weihnachtsaktion und führt die Werbeaktion auch unter dem Jahr weiter: Die Kampagne zeigt auf gewohnt überspitzte und augenzwinkernde Art Situationen aus der täglichen Arbeit der Heilsarmisten. Sie wurde von der Agentur Spinas Civil Voices kreiert und von den Fotografen Simon Oppladen und Alberto Venzago abgelichtet.
 
In irritierender Dualität wird die tägliche Arbeit der Salutisten dramatisiert. So trägt ein Mitglied der Heilsarmee im starken Schneefall einen Obdachlosen auf der Schulter «für Menschen, die alles verloren haben». Oder eine uniformierte Heilsarmee-Frau wärmt eine halbnackt gekleidete Prostituierte mit einer Jacke «für Menschen, die auf der Gasse arbeiten müssen». Ein Heilsarmee-Mann liegt auf dem Boden neben einer Parkbank und serviert dem Obdachlosen auf der Bank einen Kaffee «für Menschen, die kein Obdach mehr haben». Eine Heilsarmee-Frau serviert einer Frau in der Stube einen Teller Suppe «für Menschen, die einsam sind».
 
Damit beschreitet die Heilsarmee in der Werbung Neuland, nicht aber mit ihren Aktivitäten: Die Heilsarmee startete ihr Wirken Mitte 19. Jahrhundert in England auf der Strasse unter Prostituierten und Alkoholikern, die nichts besassen. Der Heilsarmeebegründer William Booth hatte schnell gemerkt, dass man den Menschen nichts von einem liebenden Gott erzählen muss, solange sie Hunger leiden und kein richtiges Dach über dem Kopf haben.
 
Die Heilsarmee versucht auch heute, nahe bei den Leuten zu sein. Dazu tragen die Menschen, die das Korps und die Kirche ausmachen, massgeblich bei. Wer in Not gerät, findet bei der Heilsarmee Rat, offene Ohren und Trost. Oder ein neues Zuhause. Und Platz am gedeckten Tisch. Jemand muss nicht zuerst fromm sein, damit er kommen darf. Die Heilsarmee wird damit als Kirche wahrgenommen, die nicht nur redet, sondern auch handelt.
 
Herzlich, Markus Baumgartner
 

 

 

 
 
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