Der evangelische Westschweizer Pfarrer Norbert Valley wird mitten im Gottesdienst von der Polizei abgeführt. Dann erhielt er einen Strafbefehl, weil er einem Sans-Papier Unterschlupf bot. Die Gemeinschaft Sant’Egidio in Lausanne hat 2600 Unterschriften zur Unterstützung des reformierten Neuenburger Pfarrers Norbert Valley gesammelt. Im Nationalrat wurde eine Initiative eingereicht. Jetzt setzt sich sogar Amnesty International für ihn ein.





Norbert Valley | © RES

Amnesty setzt sich für Pfarrer ein

Strafe für «guten Samariter»

«Norbert Valley hat nichts falsch gemacht. Er zeigte einfach Mitgefühl mit jemandem, der in einer schwierigen Situation war. Er sollte dafür belohnt und nicht bestraft werden», hält Amnesty International in einer Stellungnahme fest. «Die Rettung einer Person in Not ist kein Verbrechen», heisst es in der Petition von Sant’Egidio. Die ökumenisch orientierte katholische Gemeinschaft setzt sich für den evangelischen Pfarrer ein. Sie bezeichnet die Zahl der Unterschriften als ein «erfreuliches» Zeichen. Der Pastor ist für sein soziales Engagement bekannt, schreibt das «Réseau évangélique suisse» (RES), das zur Schweizerischen Evangelischen Allianz gehört.

 

An einem Sonntag im Februar platzten zwei Blauuniformierte in den Gottesdienst einer evangelischen Freikirche im Städtchen Le Locle und fragten nach dem 63-jährigen Pfarrer Norbert Valley. Er sah sich veranlasst, mit auf den Posten zu gehen. Die Gläubigen blieben perplex zurück und Norbert Valley bekam im August einen Strafbefehl. Insgesamt 1250 Franken soll er zahlen. Der ex-Präsident des Westschweizer Teils der Schweizerischen Evangelischen Allianz wurde für schuldig befunden, dem abgewiesenen Asylbewerber, der sich illegal in der Schweiz aufhielt, geholfen zu haben. «Als Christ leitet die Nächstenliebe Gottes meine Lebensweise. Ich habe nichts als meine christliche Pflicht getan, einer Person in Not zu helfen», habe der Pastor in seiner Einsprache erklärt.

 

Am letzten Donnerstag hätte sich Valley bei einer Anhörung vor der Neuenburger Staatsanwaltschaft gegen den Vorwurf wehren wollen. Doch der Termin wurde vertagt. Valley sagt, sein Verhalten sei durch die Bundesverfassung gedeckt. Schliesslich heisse es dort, die Stärke des Volkes messe sich am Wohl der Schwachen. Sein Anwalt, Olivier Bigler, sieht im Verhalten seines Klienten zudem keinen Verstoss gegen das Verbot der Förderung des rechtswidrigen Aufenthalts. 

 

In Nationalrat hat Lisa Mazzone (Grüne, GE) eine parlamentarischen Initiative eingereicht: Wer aus ehrenwerten Gründen einem abgewiesenen Asylbewerber oder Ausländer ohne Bleiberecht Unterschlupf gewährt, soll dafür nicht mehr bestraft werden. Mazzone will das «Delikt der Solidarität» nun aus dem Ausländergesetz verbannen. Die aktuell gültige Regelung führe zur Kriminalisierung von Menschen, die aus rein humanitären Gründen handeln würden, sagt sie. Mazzone verweist zum Beispiel auf Frankreich. Dort wird niemand bestraft, der Ausländern ohne Bleiberecht aus uneigennützigen Motiven hilft. 

Herzlich, Markus Baumgartner

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