Der Schweizerische Hauseigentümerverband (HEV) sucht einen Nachfolger für seinen langjährigen Direktor Ansgar Gmür. Der wohl auffälligste Chef eines Schweizer Wirtschaftsverbands tritt nach 17 Jahren ab – und wird Pfarrer.


 
 

Von der Immobranche ins Gotteshaus

Direktor des Hauseigentümerverbands Schweiz wird Pfarrer

Der Karriereschritt hat sich verschiedentlich angekündet – wenn er in einer Homestory Sätze sagte wie: «Mein Haus ist ein Gottesgeschenk.» Oder: «Wir tragen den Glauben im Herzen.» Und bereits 2006 hatte er in einem Interview gesagt: «Ich würde gerne Jura oder Theologie studieren», schreibt der «Tages Anzeiger». Dennoch überrascht es nun, wenn Ansgar Gmür als Direktor des Hauseigentümerverbands (HEV) Schweiz bald nicht mehr den Besitzenden dienen will, sondern Gott. Gmür, 64-jährig, wird nächstes Jahr pensioniert und Pfarrer. So stand es in der «SonntagsZeitung». Wie kommt er dazu? «Wenn ich einmal an der Himmelspforte stehe, soll Gott nicht zu mir sagen: Ich habe dir Talente mit auf den Weg gegeben. Weshalb hast du nie etwas für mich getan?» Gmür haftet so gar nichts Pastorales an, schreibt der «Tages Anzeiger». Nicht nur, weil er viel lacht und auch andere als Bauchredner mit seinen Puppen Lucy und Fritzli zum Lachen brachte. Sondern auch, weil er ein knallharter Interessenvertreter ist.

«Gmür ist ein hartnäckiger Verhandlungspartner», sagt Alt-SP-Nationalrätin Hildegard Fässler, die als frühere Präsidentin des links-grünen Hausvereins Gmürs Gegenpart war. Für die Hauseigentümer sei er Gold wert, denn er könne noch die härteste Botschaft gut rüberbringen; er habe Witz, er sei unterhaltsam und ein begnadeter Kommunikator. Fässler lachte am Telefon erst ungläubig, als sie von Gmürs Plänen hörte – in all den Jahren, in denen sie mit ihm zu tun hatte, deutete so gar nichts darauf hin. Aber am Ende des Gesprächs sagt sie: «Er wird ein sehr guter Pfarrer sein; er kann die Botschaft so verkünden, dass die Leute sie verstehen.»

Fragt sich nur, weshalb sich Gmür erst jetzt berufen fühlt. Er wollte erst die Finanzierung seines 10-Zimmer-Hauses im Säuliamt und die Ausbildung seiner drei Töchter sichern, nachdem er lange für seine Existenz habe kämpfen müssen, sagt er. Gmür wurde als siebtes von acht Kindern in eine Bergbauernfamilie in Amden geboren. Seine Mutter starb, als er elf war. Unter dem gestrengen Vater musste er hart arbeiten und hatte nur ein paar löchrige Schuhe. Noch mit 27 war er untergewichtig, und seine Ärztin wollte ihm nicht glauben, dass er nicht genug Geld fürs Essen hatte. Aber Gmür holte nach der Laborantenlehre die Matur nach und studierte Ökonomie. Das Geld dafür verdiente er als Putzmann. Seit drei Semestern studiert Gmür an der Universität Zürich evangelischreformierte Theologie und hat bereits das Althebräisch abgeschlossen. Nun steht Altgriechisch an. Als Verheirateter und Vater wird er den Reformierten beitreten, er selber versteht sich aber ohnehin als ökumenisch und hat auch keine Berührungsängste zu den Freikirchen. Als Pfarrer will er einmal einspringen, wo Not am Mann ist. «Ich werde vielleicht nicht der beste Pfarrer sein», meint er. «Aber der Lustigste.»

Herzlich, Markus Baumgartner

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