Louise Schneider, 86, sprayte im Frühling die Worte «Geld für Waffen tötet!» auf die Bauabschrankung vor der Nationalbank in Bern. Ihre Aktion ging um die Welt. Sie ist eine gläubige Friedensaktivistin, die ihre Inspiration aus dem Evangelium hat.





 
 

Seit Jahrzehnten für den Frieden

Lebenslanges Engagement von Louise Schneider

Die Bilder sorgten national und international für Schlagzeilen: Louise Schneider, 86-jährig, seit Jahrzehnten Berner Friedensaktivistin, sprayt mit roter Farbe und zittriger Hand Buchstabe um Buchstabe auf die Bauabschrankung vor der Schweizerischen Nationalbank in Bern. Zufrieden lächelt sie in die Kameras der anwesenden Medienleute, als die Polizei vorfährt und die alte Dame für die Personenkontrolle mit aufs Revier nimmt. Ihr Werk hat sie vollbracht: Für einige Stunden prangt auf dem Bundesplatz der Schriftzug «Geld für Waffen tötet». Am Nachmittag sind die Buchstaben dann bereits wieder weggewaschen.

 

Vom medialen Echo sei sie überwältigt gewesen. «Ich habe lediglich damit gerechnet, dass auf dem Märit über meine Aktion gesprochen wird», sagte Louise Schneider zum «Bieler Tagblatt». Dass nun die ganze Welt davon wisse, das habe sie nicht erwartet. Für die GSoA hätte es keinen besseren Auftakt geben können für die gleichentags erfolgte Lancierung ihrer Initiative «Für ein Verbot der Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten». Die Gruppe will damit erreichen, dass die Nationalbank, Stiftungen und Pensionskassen nicht mehr in Kriegsmaterialproduzenten investieren dürfen. Schneider selber betont aber, dass es sich um eine unabhängige Aktion gehandelt habe. Diese habe sie seit langem geplant.

 

Bis zu dieser Aktion sah Louise Schneider denn auch noch nie ein Polizeirevier von innen. «Die Beamten waren unglaublich freundlich. Als sie mich rausgelassen haben, hat mich einer sogar am Arm über die Strasse begleitet.» Zudem hat ihre Aktion keine rechtlichen Konsequenzen, die Nationalbank verzichtet auf eine Anzeige, da der Schriftzug leicht wieder zu entfernen gewesen sei. «Ich habe ja auch abwaschbare Farbe genommen und nur eine Bauwand angesprayt.» Die überzeugte Pazifistin ist seit Mitte der 1980er-Jahre an Demonstrationen in Bern anzutreffen. Die damaligen Jugendunruhen und die ersten Hausbesetzungen in der Länggasse haben sie politisiert.

 

Politisch zu Hause ist sie im christlichen Sozialismus. Daraus schöpft sie Energie. So hängt an ihrem Kühlschrank in der Küche denn auch die Jahresplanung der GSoA, darunter ein nachapostolisches Bekenntnis von Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti. Im Evangelium findet sich auch der Grundsatz, nach dem Louise Schneider handelt: das Gleichnis des Senfkorns. Eine kleine Handlung kann eine grosse Wirkung haben. «Ob ich diese Wirkung in meinem Leben noch sehe, ist nebensächlich. Aber ich muss einfach versuchen, etwas zu verändern.» Aufgrund ihres Glaubens und des damit verbundenen christlichen Menschenbildes habe sie sich ihr ganzes Leben für die Armen und Schwachen und gegen Waffen eingesetzt. So nahm sie denn auch immer wieder Pflegekinder bei sich auf.

 

 
Herzlich, Markus Baumgartner
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