Junge US-Prediger haben Hunderttausende von Followern. Sie werben für ihre Kirchen wie ausgefuchste Influencer: mit Celeb-Freunden und einem Sinn für Mode.



 
 

Pastoren als Influencer

Kirchenleute werden Social-Media-VIPs

Was sich früher «Insta-Girl» oder «Blogger» nannte, schreibt sich heute selbstbewusst «Influencer». Das ist für die Digital Natives nichts Neues: Sich selbst und ihren Lifestyle über soziale Plattformen wie Instagram, Pinterest, Imgrum oder Snapchat zu inszenieren. Auf diesen Socia-Media-Plattformen zeigen Influencer, was sie tragen, wo sie einkaufen, was sie essen, wie sie wohnen, was für Freunde sie haben, wo sie ihre Ferien verbringen. Ziel ist es, so viele «Follower» wie möglich zu generieren. Davon hängt der Marktwert von Influencern ab.
 
Auf den Insta-Posts von Justin Bieber und Kim Kardashian sind sie nicht von den anderen Freunden der Celebrities (kurz „Celebs“) zu unterscheiden: Carl Lentz, Judah Smith, Chad Veach und Rich Wilkerson Jr. machen Party, coole Selfies und sind vernarrt in die neuesten Fashionteile von Supreme, Gucci oder Saint Laurent, schreibt das Jugendmagazin «Friday». Ganz so zufällig tauchen die Jungs aber nicht in den Bildern auf. Sie sind Prediger der evangelischen Freikirche Hillsong, der Justin Bieber angehört und von der sich Kim Kardashian und Kanye West trauen liessen – Carl leitet die Gläubigen in New York, Judah in Seattle, Chad in Los Angeles und Rich in Miami, «Friday» weiter.

In den USA ist der Job des Predigers gerade ziemlich populär: Gemäss einer aktuellen Erhebung sind 75 Prozent der Prediger jünger als 35 Jahre. Dass diese neue, junge Generation die Nähe zu Popstars und Models – darunter auch Selena Gomez oder Hailey Baldwin – sucht, macht Sinn: Die prominenten und Follower-starken Gläubigen sind die perfekten Werbeträger für Gemeinschaften wie die Hillsong-Church. Die in Australien gegründete Gemeinschaft setzt wie viele andere evangelischen Freikirchen auf ein junges und zeitgeistiges Image: Kreativdirektoren wachen über optische und öffentliche Auftritte, die eigene Kirchen-Merchandise sieht aus wie eine coole Streetwear-Kollektion, und man beschäftigt sogar eigene Songwriter.


Bei Hillsong ist das Aodhàn King, der kürzlich ebenfalls mit Justin Bieber posierte. King postet wie seine Kollegen betont cool-schräge Dinge wie etwa einen Ausschnitt aus Drakes «Hotline Bling». Dazu schreibt er: «Jesus ist nur ein Telefongespräch entfernt.» Mit der Kirchen-Band «Young & Free» ist er gerade auf Europatour. Der Sound: keine funky Jesus-Hits, sondern elektronischer Dance-Worship. Mittlerweile sind die Prediger selbst zu kleinen Social-Media-Stars geworden: Carl Lentz und Judah Smith haben beide eine halbe Million Follower, Tendenz immer noch steigend. Sie nutzen die Follower-Power (noch) nicht für bezahlte Werbung, aber für eifriges Kirchen-News-Posten

 

Herzlich, Markus Baumgartner

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