Daniel Gerber ist als Sozialdiakon Leiter Flüchtlingsprojekte der reformierten Kirche Dietikon. Seit einigen Monaten kümmern sich immer mehr Freiwillige der Kirchgemeinde um rund 200 Flüchtlinge. Ein Beispiel von vielen, wie Glaube konkret in der eigenen Umgebung gelebt wird. Kirche wendet sich allen Menschen zuHilfe für Flüchtlinge der reformierten Kirche DietikonEs gibt wahrscheinlich niemanden in Dietikon, der mehr Erfahrung in der Flüchtlingsbetreuung hat, als Daniel Gerber, schreibt die «Limmattaler Zeitung». Der Sozialdiakon und Leiter Flüchtlingsprojekte der Reformierten Kirchgemeinde Dietikon koordiniert die Aktionen, unterstützt die freiwilligen Helfer und treibt die Kooperation der Dietiker Kirchgemeinden voran. Das hat sich bis zum Pfäffiker Radiosender Life Channel herumgesprochen, der Gerber eingeladen hat. «Als Kirchgemeinde engagieren wir uns bereits für Menschen aller Altersgruppen. Vermehrt beschäftigt uns und die Schweizer Bevölkerung das Thema Flüchtlinge», schreibt die Kirchgemeinde auf ihrer Webpage und zitiert auf ihrem Flyer Jesus, der sagte: «Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwester getan habt, das habt ihr für mich getan.» (Mt. 25,40) Und auch aus der Kirchenordnung: «Handfest wird das kirchliche Tun im Handlungsfeld Diakonie und Seelsorge. Die Kirche wendet sich allen Menschen zu.»Dabei ist die Situation in Dietikon mit seinem sowieso schon hohen Ausländeranteil von 41 Prozent und einem Sozialhilfebezüger-Anteil von 7 Prozent speziell. Gerber: «Ich finde es sehr gut, dass die Schweiz Flüchtlinge aufnimmt, aber wir müssen aufpassen, dass wir die bedürftigen Schweizer nicht vergessen. Wir müssen dem Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, begegnen.» Nicht alle Dietiker Flüchtlingsprojekte hätten sich bewährt, weiss Gerber zu berichten. «Das grösste Problem vor dem wir stehen – neben den schlechten Deutschkenntnissen –, ist die Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit der Flüchtlinge», so Gerber. Da melden sich zehn für eine Wanderung oder eine Führung an, und es kämen zwei. Da stellen drei Dietiker Musiker ihre Instrumente und Freizeit zur Verfügung und bleiben nach wenigen Events unter sich. Gerber: «Das ist mühsam und frustrierend, und stellt die Helfer vor die Frage, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt.»
Auch er fragt sich: Müssen wir das akzeptieren? Bin ich bereit, das auszuhalten, auch wenn ich über den Tisch gezogen werde? Aber Gerber kann auch von schönen Erlebnissen berichten, von Horizonterweiterungen, von herzlichen Begegnungen, von grosser, strahlender Freude bei den Asylsuchenden, von besonderen Gesprächen im Flüchtlings-«Café Mitenand», die für viele Frustrationen entschädigen. Dennoch wisse man nie, wie ein Projekt laufen wird. «Das ist anders, als wenn ich eine Veranstaltung für Schweizer plane», meint er und lacht. Man müsse sich immer wieder darauf einlassen und positiv herangehen.
Als es um seine Motivation geht, nennt Gerber das Gleichnis mit dem barmherzigen Samariter. Für Gerber ist es eine wichtige Handlungsanleitung: Die Hilfe des Samariters habe ihre Grenzen. Dieser helfe nicht tagelang. «Man will den Flüchtlingen dabei helfen, dass sie wieder auf die Beine kommen. Aber ich muss sehen, dass der Bedürftige das auch will. Ansonsten muss ich mich selber schützen.» Diese Menschen seien nun einmal da und bräuchten Hilfe. Lediglich Dankbarkeit dürfe man nicht erwarten. «Nirgendwo im Samariter-Gleichnis steht, dass dem Retter gedankt wurde. Wer ‹danke› sagen muss, bleibt abhängig. Bei der Hilfe des Samariters handelt es sich um einen Gnadenakt», so Gerber. Herzlich, Markus Baumgartner |
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