Die Church of England legt ihr Geld besser an als viele professionelle Verwalter. Dabei setzt sie auf klare Kriterien und ein einfaches Erfolgsrezept.




 
 

Kirche besser als Hedgefonds

Ethische Anlagen bringen mehr ein

Gier ist gut. Mit diesem Motto prägte die «Wall Street»-Filmfigur Gordon Gekko in den Achtzigern das Image des skrupellosen, aber erfolgreichen Geldmanagers. Eine kirchliche Institution hat nun den Beweis erbracht, dass die Todsünde Gier keine Bedingung ist, um erfolgreich Geld anzulegen. Denn viele Banken und Vermögensverwalter dürften derzeit neidisch nach Grossbritannien schauen, schreibt die «Basler Zeitung».

 

Die Church of England verwaltet ein Vermögen von rund 8 Milliarden Pfund. In Zeit mit rekordtiefen oder gar negativen Zinsen hat die englische Landeskirche mit ihren Anlagen 2016 um mehr als 17% zulegen können. Darüber berichtete «The Guardian». Die englische Kirche übertrumpft damit viele professionelle Geldverwalter. Zum Vergleich: Die grossen Schweizer Pensionskassen erreichten in den letzten Jahren eine durchschnittliche Rendite zwischen 2% und 4%.
 
Die Kirche führt ihre erfolgreiche Anlagepolitik nicht auf den Beistand von ganz oben zurück. Vielmehr glaubt sie so erfolgreich zu sein, weil sie bei ihren Geldentscheiden nicht jedem Trend nachrennt und ihr Geld nach strengen ethischen Kriterien anlegt. Gegenüber dem «Guardian» sagte der für die Aktienanlagen zuständige Richard Saunders: «Wir haben immer gesagt, dass ethische Anlagen kein Nachteil für uns sind. Ich würde nun nicht bestreiten, dass sie sogar ein Vorteil sein können.» Die Kirche hat ihr Geld auch in Forstgebiete investiert. Dort beträgt das Plus mehr als 24%. Über die letzten 30 Jahre kommt eine beachtliche Rendite von mehr als 9% pro Jahr zusammen. Die für ihre riskanten Anlageentscheide bekannten Hedgefonds fuhren 2016 im Schnitt eine Performance von 5,5% ein, schreibt die «Basler Zeitung» weiter.

 

Das gute Anlageergebnis sorgt für volle Kassen. 230 Millionen Pfund schüttete die Kirche letztes Jahr aus. Das sei zwar ein willkommener Zuschuss, entspreche aber nur rund 15% des jährlichen Einkommens, heisst es bei der Church of England. Der grösste Teil des Kirchenhaushalts würde nach wie vor von den Spendern kommen. Die Church of England verdient mit ihren Investments nicht nur gutes Geld. Sie übt auch ihren Einfluss auf die Geschäfte der Unternehmen aus, von denen sie Beteiligungen hält. Sie setzt sich dafür ein, dass die Firmen mehr auf den Umweltschutz achten oder keine exorbitanten Managerlöhne bezahlen. Zudem habe sie sich dafür eingesetzt, dass mehr Frauen in die Verwaltungsräte kommen. Die Kritik der Church of England zeigt Wirkung. Die Rohstoffkonzerne Glencore und Anglo American legen nach dem Einsatz der Kirche Klimaberichte vor.

 
 
Herzlich, Markus Baumgartner
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