Der Agnostiker jüdischer Herkunft A.J. Jacobs versucht ein Experiment: Er will ein Jahr lang alle Regeln der Bibel befolgen. Dabei geht es nicht nur um die zehn Gebote, sondern um alles, was irgendwo in der Bibel als Gebot, Gesetz, Regel oder Anweisung steht.




 
 

Ein Jahr lang biblisch leben

Agnostiker versucht alle 700 Regeln der Bibel zu halten

Was ist dran am Buch der Bücher? A. J. Jacobs hat sich entschlossen, der Bibel in einem Selbstversuch auf den Grund zu gehen. Ein Jahr lang will er alle 700 biblischen Gesetze und Regeln so getreu wie möglich befolgen. Er lässt sich einen Bart wachsen, begrüsst den Beginn eines neuen Monats mit einer Widderhorn-Fanfare. Er gibt jeden Morgen einen ordentlichen Schuss Olivenöl in sein Haar. Er bietet seinen Gästen bei der Ankunft ein Fussbad an und spielt zweimal am Tag auf der zehnsaitigen Harfe. Er ehrt seine Eltern, indem er anfängt, ihnen zuzuhören, wenn sie anrufen.

Etliche Regeln erscheinen ihm sinnvoll, andere stellen ihn vor echte Probleme. Zum Beispiel, dass man Ehebrecher steinigen soll. Das Schlupfloch hier: Es steht nirgendwo, wie gross die Steine sein müssen. Also fängt er an, mit Kieseln auf einem Mann zu werfen, von dem er weiss, dass er seine Frau betrügt. Ausserdem solle man seine Kinder züchtigen. Er kauft sich also einen harmlosen Schaumstoff-Baseballschläger und bestraft damit seinen kleinen Sohn, mit dem Ergebnis, dass der ihn noch weniger ernst nimmt als vorher. Und es stellt ihn vor Probleme wie: Welches Wort gilt eigentlich, wenn an der einen Stelle steht: Halte auch die andere Wange hin, und an der anderen Stelle steht: Auge um Auge, Zahn um Zahn. 


Das Buch "Die Bibel und ich" ist der Tatsachenbericht seines Selbstversuchs. “Es ist ein herrlicher, skurriler Erfahrungsbericht und sehr witzig geschrieben», schreibt das Onlineportal SWR3
Sein Auftritt zu diesem speziellen Jahr an der Innovations-Konferenz von TED wurde als Video schon über zwei Millionen Mal angeklickt. Trotz vieler merkwürdiger Begegnungen und scheinbar absurder Gesetze versteht A.J. Jacobs allmählich, welcher Sinn hinter dem Buch der Bücher steht. Am Ende des biblischen Jahres ist er zwar nicht gläubig, aber auf jeden Fall klüger: Er ist ein toleranterer Mensch geworden, der sich und anderen mehr Respekt entgegenbringt. 

Das Buch kann übrigens auch von gläubigen Menschen gefahrlos gelesen werden. Jacobs macht sich nicht über die Religion lustig. Man lernt während der Lektüre viel über Religion und darüber, wie die unterschiedlichen Glaubensrichtungen die Bibel interpretieren. „Es ist ein sehr lustiges Buch geworden, zugleich ein aufschlussreiches und in seinem Verzicht auf Häme und Arroganz in seiner Menschenfreundlichkeit ein äusserst sympathisches Buch“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. 
 
Herzlich, Markus Baumgartner
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