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Pfarrer Christian Walti will vor allem eines: Neue Menschen kennenlernen. Diese hat die reformierte Landeskirche 500 Jahre nach der Reformation dringend nötig. Doch dazu muss sie sich verändern. Pfarrer Walti reformiert sich selber täglich.
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Quelle SRF Reporter: Pfarrer Christian Walti wäscht Füsse auf dem Europaplatz. Copyright SRF – NO SALES – NO ARCHIVES
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Der Unruhestifter Wie Pfarrer Christian Walti die Kirche bewegen willDer Pfarrer wäscht Füsse auf dem Europaplatz und berührt damit Menschen ganz direkt. Christian Walti will im «Kleinen zum Nachdenken anregen». Gibt es ein so genanntes Rezept, Kirche wieder attraktiv zu machen? Die Sendung «Reporter» des Schweizer Fernsehens SRF begleitet den jungen Pfarrer Christian Walti im Jubiläumsjahr der reformierten Kirche während neun Monaten und nennt ihn den «friedlichen Ruhestörer».
Seit drei Jahren waltet der 35-jährige Christian Walti an der Friedenskirche Bern. Ein nicht unbedingt attraktiver Bau, eine wandlungsfähige Kirchgemeinde. Genau das reizt ihn. Orte, die Veränderung brauchen, ziehen ihn an. «Ich überschreite auch immer wieder Grenzen. Das gehört zum Pfarrberuf dazu.» Die Kirche nur mit leeren Kirchbänken zu verbinden, findet Christian Walti falsch. «Wir machen vieles richtig!» Mit zahlreichen Angeboten für Senioren oder Migranten zum Beispiel, die nicht mehr als kirchliche Arbeit verstanden würden. Die Kirche müsse ihr Image selbstbewusster nach aussen tragen, eine Rolle spielen in der Öffentlichkeit. Debatten führen.
Beim Einzug ins Pfarrhaus verwandelte Christian Walti dieses kurzerhand in eine WG. Mit Zürcher Schnelligkeit versucht der 35-jährige, eingerostete Strukturen aufzulockern – und wendet dafür auch mal Guerillataktik an. Experimentierfreudigkeit zeichnet den Tausendsassa ebenso aus wie das Zurückbesinnen auf alte Werte. So organisiert er das Death Café, in welchem er in der Quartierbar mit Unbekannten bei einem Bier über den Tod plaudert und versucht gleichzeitig, alte Rituale in den Gottesdienst zurückfliessen zu lassen. Eine Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne, die ihn reizt und herausfordert.
Der junge Pfarrer unternimmt viel, um einen neuen Draht zu den Menschen zu finden. Welcher Weg ist nun der richtige für die Zukunft der Kirche? Das wisse er nicht. Der Zweifel gehöre zum Pfarramt dazu. Eines ist für Christian Walti allerdings klar: Stillstand ist für ihn keine Option.
Herzlich, Markus Baumgartner |
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