|
In St. Gallen wird am 21. August von sämtlichen Kirchtürmen ein Glockenkonzert erschallen. Diese Weltpremiere ist zugleich ein lautstarkes Zeichen für Frieden und Versöhnung in der Welt.
Zusammenklang als Gebet118 Kirchenglocken für ein Miteinander Das Läuten der Kirchenglocken ist für einige zum öffentlichen Ärgernis geworden. Für die einen ist das Geläut eine Störung der Nachtruhe, für die anderen ein wundersamer Klang und Balsam für die Seele. Die Kirchenglocken hatten über Jahrhunderte auch bürgerlich-weltlichen Zwecken gedient. Etwa im Katastrophenfall, bei Festtagen oder heutzutage noch, um in der Silvesternacht das alte Jahr aus- und das neue Jahr einzuläuten. Und früher hat das Glockengeläut am Morgen mitgeteilt, dass der neue Tag beginnt und damit die Arbeit auf dem Feld oder im Rebberg. Am Abend hatten die Glocken die Funktion, den Arbeitern den Arbeitsschluss mitzuteilen.
Am Sonntag, 21. August, schlagen von 14.35 bis 15.10 Uhr in St. Gallen gleichzeitig 118 Klöppel an. Genau so viele Glocken hängen in den 29 Kirch- und Kapelltürmen von St. Gallen. Als Weltpremiere wird das einzigartige Projekt «Zusammenklang» angepriesen, mit dem ein künstlerisches, ein gesellschaftliches und ein spirituelles Ziel verfolgt wird, schreibt die «Neue Luzerner Zeitung». Der Zusammenklang ist nicht einfach das gemeinsame Schwingen, sondern aufwendig orchestriert. Mittels raffiniert eingesetzter Technik und mit Hilfe vieler freiwilliger Personen werden die 118 Glocken gezielt nach einem Konzept angeschlagen.
Die Idee stammt von der gebürtigen Russin Natalija Marchenkova Frei und dem Amerikaner Karl Schimke. Beide sind Musiker und seit vielen Jahren in St. Gallen wohnhaft. Ihre Faszination für den Klang von Kirchenglocken bewog sie zu diesem aufwendigen, weltweit noch nie da gewesenen Unterfangen. Damit wollen sie eine mehrfache Botschaft aussenden – so eine kulturelle: «Wir möchten die vielen versteckten, Jahrhunderte alten Schönheiten dieser Stadt ins Bewusstsein rufen», sagt Initiator Schimke zur «Neuen Luzerner Zeitung». Einen grossen Symbolcharakter hat der gesellschaftliche und spirituelle Aspekt von «Zusammenklang». Die Kirchen St. Gallens wirken unabhängig von ihrer Konfession mit.
Breit unterstützt und mitgetragen wird «Zusammenklang» von Wirk-Raum Kirche, der Plattform für spirituelle, kulturelle und soziale Projekte in St. Gallen. «Dieses Projekt setzt in einer allgemein verständlichen Sprache ein spirituelles Zeichen für Frieden und Versöhnung in der Welt», sagt Theodor Pindl, Theologe und Intendant von Wirk-Raum Kirche. «Die Glocken erinnern uns daran, dass der Einsatz für Frieden und Versöhnung eine der Kernaufgaben der Religionen ist.» Der Zusammenklang der Glocken bezieht auch die anderen Religionen sowie die Kirchendistanzierten, die Religions- und Konfessionslosen ein. «Zusammenklang» könne als eine Art gemeinsames Gebet der Stadt für den Frieden interpretiert werden, wenn die Menschen für einen Moment innehalten und dem Klang in sich selbst nachspüren, fügt Theodor Pindl an.
Herzlich, Markus Baumgartner
|
|