500 Jahre Reformation – das wird 2017 in ganz Europa gross gefeiert. Im Nordosten der Schweiz erinnert man sich auch an die Geburt der Freikirchen.





 
 

Verstossene Zwillingsschwester

Jubiläum für Reformierte und Täufer

«Die religiöse Ernsthaftigkeit mancher Täufer, die bis zur Bereitschaft zum Martyrium ging, ist eindrücklich und verdient Respekt und Würdigung», schreibt Professor Peter Opitz über die Gründungszeit der Freikirchen. Der Kirchenhistoriker an der Universität Zürich schrieb diese Notiz in der neuen Biografie über den Reformator Ulrich Zwingli. 2004 resümierte Pfr. Peter Dettwiler als Beauftragter für Ökumene, Mission und Entwicklungsfragen der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich im Rahmen der Täuferversöhnung: «Aus der Reformation sind die reformierte Kirche und die Täuferbewegung als Zwillinge hervorgegangen, von denen die erstgeborene die zweitgeborene Zwillingsschwester verstossen hat (...). Es ist an der Zeit, diese ungeliebte Zwillingsschwester als eine Schwesterkirche zu anerkennen.» Auch die Mennoniten übten Selbstkritik: «Der täuferische Mut zur Nichtanpassung hat manchmal zu selbstgefälliger Besserwisserei, zu notorischem Querulantentum und zu einem ‹Rückzug aus der Welt› ins fromme Ghetto geführt.»

Das Täufertum entstand um 1520 im Zug der Reformation. Unter den Mitstreitern des Zürcher Reformators Huldrych Zwingli machte sich Unmut über den zögerlichen Fortschritt der Reformation breit. Während der «Zweiten Zürcher Disputation» kam es 1523 zum Bruch zwischen den Täufern und dem Reformator. Die Obrigkeit sah in den Täufern eine Bedrohung, weil sie Eid, Waffendienst und Kindstaufe ablehnten. Der Rat der Stadt Zürich liess die Anführer hinrichten und verjagte die Täufer. Beispielhaft für die Entwicklung war Schaffhausen.
Zwischen 1000 und 2000 Täufer mussten untertauchen, weil man sie sonst mit Bussen strafte, ins Gefängnis warf oder ihnen Kinder und Bürgerrechte wegnahm.

Um ungesehen an die Versammlungen zu gelangen, nahmen viele den
Weg über den Randen nach Schleitheim – der «Täuferstieg» bei Hemmental. Vor gut zehn Jahren ergriff die damalige reformierte Pfarrerin in Thayngen, Sabine Aschmann, die Initiative, dort als Zeichen der Versöhnung einen Granitblock zum Gedenken zu platzieren. Das Mahnmal drückt die Hoffnung aus, dass sich die Christen einst versöhnen. Sabine Aschmann gab sich damals nüchtern: «Noch heute sind die Fronten Landeskirche-Freikirchen verhärtet. Es braucht Schritte, aufeinander zuzugehen und zu sagen: ‚Jetzt erkenne ich dich.’»

2014 beschloss eine Arbeitsgruppe, die Wege und Versammlungsorte der Täufer sichtbar zu machen. «Die Geschichte der Täufer sollte man inmitten der Natur entdecken», so Erich Hammer von der Naturforschenden Gesellschaft und Mitglied der Arbeitsgruppe. Der Täuferweg soll 2017 zum Jubiläum der Reformation fertiggestellt sein, schreiben die «Schaffhauser Nachrichten». Auf dem Täuferweg wird man auf den Geheimwegen der Täufer wandeln können, schreibt das Onlineportal von SRF
Zum Jubiläum 2017 sagte die offizielle Reformationsbotschafterin Pfrn. Catherine McMillan «reformiert»: Wir fühlen uns Freikirchen intellektuell überlegen. Doch wir beziehen uns alle auf die Heilige Schrift und ziehen zuweilen unterschiedliche Schlüsse. Das ist das Risiko der Reformation. Differenzen, über die wir auch streiten sollen, dürfen uns nicht vom gemeinsamen Feiern abhalten.

Herzlich, Markus Baumgartner

 
 
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