Die Evangelische Kirche schickt sich an, der grösste Anbieter von freiem WLAN in Deutschland zu werden. Der Start wurde in der Region Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz lanciert. Das kostenlose Angebot heisst «Godspot».




 
 

Und Gott sprach: WLAN für alle!

Kirchen in Berlin mit kostenlosen Hotspots

Man kann es nicht sehen, nicht riechen und nicht hören. Es gibt ab und zu Probleme mit der Verbindung. Aber für alle Nutzer spielt es eine wichtige Rolle: WLAN und Religion haben viel gemeinsam. Nun gibt die Evangelische Kirche mit WLAN-Hotspots ein kräftiges Funksignal und ermöglicht immer ausreichenden Empfang. In Berlin und Brandenburg sind bereits mehrere Kirchen mit kostenlosen WLAN-Hotspots ausgestattet. Insgesamt sollen 3000 Gotteshäuser mit dem Dienst versorgt werden. Warum? «Die Orte der Kommunikation haben sich verschoben. Vieles findet in digitalen sozialen Netzwerken und Communities statt. Mit Godspot will die Evangelische Kirche eine sichere und vertraute Heimstatt in der digitalen Welt bauen», erklärt die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).

Den göttlichen Dienst taufte man passenderweise auf den Namen Godspot: «Wenn wir unsere Kirchen Gotteshäuser nennen, können wir die digitale Kirche problemlos Godspot nennen.» Mit Godspot wurde dem Kirchturm eine weitere Funktion hinzugefügt. Sie wurden früher gebaut, damit die Glocken nicht im Keller klingen müssen und damit die Menschen die Zeit ablesen konnten. Nun gibt es eine dritte Funktion: freies Internet, damit alle Menschen eine sichere, vertrauliche und freie Kommunikationsinfrastruktur haben. Der Godspot kann auch vor dem Gebäude von Besuchern und Passanten kostenlos und ohne Anmeldung genutzt werden – egal ob Tourist, Anwohner oder Gottesdienstbesucher, ohne Anmeldung und ohne Filter.


WLAN ist zwar kein direkter Draht «nach oben», setzt aber mit modernen Mitteln fort, was Kirche schon immer war: Ein Ort der Kommunikation und des Austauschs von Informationen, Wissen und Meinungen, schreibt «Der Tagesspiegel»
. Jedenfalls sorgt die Nachricht für allerlei Schlagzeilen. Das Projekt fällt auf, weil es sehr schwer ist, in Deutschland offene Hotspots zu betreiben. Es wirft auch Fragen auf: Wozu braucht es WLAN im Gottesdienst? Lenkt das nicht von der Predigt ab? So nach dem Motto: Gehen die Köpfe der Kirchgänger nach unten, sind sie nicht weggenickt, sondern haben weggeklickt. «Manche Pfarrer befürchten in der Tat, dass die Menschen abgelenkt werden und nicht mehr dem Gottesdienst folgen. Das sehe ich aber anders: Wenn sich ein Besucher eines Gottesdienstes ablenken lässt, egal wovon, dann haben wir ein Predigtproblem und kein Godspot-Problem», sagt der Initiator Fabian Kraetschmer, IT-Beauftragter der EKBO zum «Spiegel».

Wer sich einwählt kommt erst einmal auf eine Begrüssungsseite, erläutert Kraetschmer. «Wir wollen nicht missionieren. Da finden Sie nur sehr zurückhaltende Inhalte, etwa Veranstaltungshinweise der Kirche. Und bei den grossen Kirchen wie dem Berliner Dom Informationen zum Bau. Damit die, die davor stehen, auch wissen, was sie sich gerade anschauen.» Fabian Kraetschmer ist überzeugt, dass es der Kirche gut zu Gesicht steht, sich mit den Themen Netzpolitik, Netzneutralität und freie Kommunikationsinfrastruktur auseinanderzusetzen: «Kirchen waren früher auch Orte der Kommunikation, des vertraulichen Austausches, des Handeltreibens auf dem Kirchplatz. Diese Bedeutung hat zuletzt abgenommen - mit der Einführung von Godspot in und um Kirchen können wir unseren Häusern wieder mehr von dieser Bedeutung verleihen.»


Herzlich, Markus Baumgartner

 
 
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