Schweizer Dörfer im Krippen-Fieber: Im zürcherischen Marthalen und im freiburgischen Estavayer-le-Lac dreht sich im Dezember alles um Weihnachtskrippen, die Einheimische selber kreiert haben.


 
 

Krippen wecken Vorfreude

Öffentliche Ausstellungen weisen auf Weihnachten

Nicht die Vorfreude auf Guetsli und Geschenke machen für Emile Duc die Vorweihnachtsstimmung aus. «Es ist das Mystische, das die Menschen in den Bann zieht. Vor allem die Kinder», sagt der pensionierte Pfarrer dem «Beobachter». Wie Dutzende weitere Einwohner von Estavayer-le-Lac widmet er sich seit Jahren dem Basteln von Weihnachtskrippen, die dieses Bedürfnis nach Zauberhaftem und nicht ganz Erklärbarem stillen soll.

 

Mehr als 50 verschiedene Krippen dekorieren das schmucke Kleinstädtchen am Südufer des Neuenburgersees jeweils im Dezember. Kleine und grosse Kunstwerke auf öffentlichen Plätzen, in Schaufenstern, in verborgenen Innenhöfen, manche sogar versteckt im Wasser eines Brunnens. Ein Plänchen des Tourismusbüros zum «Marché de Noël» hilft beim Aufspüren. Mehrere 1000 Gäste lassen sich davon Jahr für Jahr verzaubern. Der Weihnachtskrippen-Rundweg in Estavayerle-Lac gibt es vom  3. Dezember 2016 bis 8. Januar 2017 (freier Zugang).

 

In der reformierten Kirche in Marthalen ZH wurden die riesigen Krippenszenen des 74-jährigen Holzbildhauers und Psychotherapeuten Peter Leisinger bereits eröffnet. Die Ausstellung dauert bis zum 12. Januar und erinnert daran, in welch prekäre Verhältnisse Jesus hineingeboren wurde und schlägt den Bogen zur heutigen Zeit: die schwangere Maria mit Joseph auf dem Weg nach Bethlehem- und daneben das Paar, das seinen neugeborenen Sohn schützend in den Armen hält. «Peter Leisingers Kunstwerke sind schnell gesägte, roh belassene Holzstücke. Sie zeigen Spuren der Kettensäge und der rasch aufgetragenen Farbe», sagt der Präsident der Kirchgemeinde Hanspeter Maag zum «Landboten».

 

Draussen vor dem Kircheneingang ist eine weitere Szene dargestellt. Ein rudimentär gezimmertes, hellblau bemaltes Boot steht auf Rädern. Darin kauernd die heilige Familie mit weiteren Flüchtlingen. Ihre Blicke suchend in die Ferne gerichtet. Heute geht oftmals vergessen, dass Maria und Josef mit ihrem Kind nach Ägypten flüchten mussten. Damals flüchteten die Menschen aber nicht mit dem Boot. Es ist ein Sinnbild, mit dem Leisinger den Bezug zu den heutigen Flüchtlingen schafft: Tausende Menschen, die die Meere überqueren mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Betrachtung dieser eindrücklichen Szenerie wirft die Frage auf, wie wir heute mit den Vertriebenen umgehen, schreibt der «Landbote» weiter. Peter Leisinger gibt uns seine Antwort: einander beistehen. Das war damals wichtig- und ist es heute noch. 

 
Herzlich, Markus Baumgartner
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