Die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St. Gallen hat ihren ersten englischsprachigen Pfarrer fest angestellt. Dieser wird nebst den Reformierten auch Katholiken, Lutheraner, Methodisten und Baptisten betreuen.




 
 

Kreolischer Pfarrer für St. Gallen

«All Souls» soll die Kirche füllen

Jodlermessen, Popgottesdienste, Gospelfeiern und mehrsprachige Gottesdienste: Die Landeskirchen lassen nichts unversucht, um möglichst viele Gläubige anzusprechen, schreibt das «St. Galler Tagblatt» zur Ernennung von Reverend Scotty J. Williams. Im Kanton St. Gallen hat die Evangelisch-reformierte Kirche erstmals einen englischsprachigen Pfarrer aus den USA fest angestellt. Während dreier Jahre wird er das Projekt «All Souls» betreuen – also «alle Seelen». Die Gemeinschaft trifft sich zu Gottesdiensten in den Kirchen Rotmonten und St. Mangen in der Stadt St. Gallen sowie um gemeinsam die Bibel zu studieren.

Im Ballungsraum St. Gallen gibt es wegen des internationalen Kontextes – etwa der Universität St. Gallen – viele englischsprachige Menschen. Je nachdem, wie sich das Projekt entwickelt, kann aus der Pilotphase von «All Souls» ein fixer Bestandteil der städtischen Kirchgemeinde werden. Englischsprachige Gottesdienste mit Gläubigen aus der ganzen Welt bedeutet, dass sich Menschen verschiedener Konfessionen und konfessioneller Ausrichtungen begegnen. So gibt es etwa Katholiken, Lutheraner, Methodisten oder Baptisten, welche die Gottesdienste von «All Souls» besuchen. Dies ist ein Zeichen der Offenheit einer Landeskirche.


Der neue St. Galler Pastor Scotty Williams, 33, ist Presbyterianer und stammt aus einfachsten Verhältnissen aus Louisiana, dem Süden der USA. Acht Jahre lang war er in der Morrison Baptist Church in Minneapolis (US-Staat Minnesota) tätig. Danach amtete er während sechs Jahren als Assistent Reverend in der International Protestant Church (IPC) in Zürich. Der kreolische Reverend hat eine Dissertation über den Zürcher Reformator Huldrych Zwingli geschrieben. Die Idee verdankt er einem früheren Pastor der IPC.
Für seine Arbeit las er «Swingli» im Original. Seine Frau, eine Aargauer Lehrerin, war ihm dabei eine grosse Hilfe. Seine Dissertation hat er 2015 vor den Professoren der Bethel University, St. Paul (Minnesota) mit Erfolg verteidigt. Er möchte, dass die Tradition, Jesus nachzufolgen, einen neuen Ausdruck findet. Und er wünscht sich, dass das reformierte Erbe neu aufblüht.

Anderssprachige Gottesdienste und Kirchen gibt es in St. Gallen seit Jahrhunderten. Ein Beispiel ist die Eglise française protestante de Saint-Gall, die 1685 von St. Galler Handelsleuten für hugenottische Flüchtlinge gegründet wurde. Später gehörte die Beherrschung der französischen Sprache nicht zuletzt wegen des Textilbooms zum guten Ton in der gehobenen Gesellschaft. Bis heute wird die Eglise française durch die Industrie- und Handelskammer St. Gallen und beider Appenzell mitgetragen.


Herzlich, Markus Baumgartner

 
 
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