Mit einem Schwinger-Gottesdienst gepaart mit einer Fotostellung und einem prominenten Gast setzte Pfr. Andrea Marco Bianca in Küsnacht ZH ein Gleichnis in die heutigen Zeit angepasst und volksnah um. Er füllt damit die Kirchenbänke und spricht die Menschen an.




 
 

Ein König im Gottesdienst

Sonntagmorgen rund ums Schwingen

«Jesus legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte». Analog zu diesem Bibelvers aus Matthäus 13,24 könnte man zum Gottesdienst in der reformierten Kirche von Küsnacht ZH vom letzten Sonntag schreiben: «Pfr. Andrea Marco Bianca legte ihnen ein neues Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der im Sägemehl schwingt.» Für dieses Gleichnis hatte der Pfarrer nichts weniger als einen König eingeladen: Noldi Ehrensperger, den Schwinger-König von 1977 am Eidgenössischen Schwingfest in Basel.

 

Im Predigtgespräch zitierte Andrea Bianca mit seinem aus Sägemehl verzierten Beffchen und teilweise im Sägemehl stehend aus dem 1. Korintherbrief, wo Paulus von Hoffnung und Siegeskranz schreibt. Der Winterthurer Schwinger-König Noldi Ehrensberer erläuterte aus seinem Sportler-Leben, wo es um Einsatz und Kampf geht. Und vor allem auch um Respekt: Sowohl beim Betreten des Sägemehl-Rings geben sich die Schwinger die Hand und blicken sich in die Augen. Auch nach dem Kampf geben sie sich nochmals die Hand und der Sieger wischt dem Verlierer das Sägemehl vom Rücken. Da geht es um Tradition und Grundwerte. «Das Schwingen war für mich eine richtige Lebensschule, wo ich lernte, mich vorzubereiten, auszurichten, an die Regeln zu halten, mit Ruhm und mit Niederlagen umzugehen», erläuterte Noldi Ehrensberger.

 

Pfr. Andrea Bianca ist bekannt dafür, ständig neue symbolische Bezüge zur Bibel aufzuspüren. Er setze das Schwinger-Thema für den Alltag um. «Legt los nach Gottes Regeln. Tut das im guten Rahmen. Es geht um das gezielte Vorbereiten, Reinstehen, immer wieder greifen und bei einem Fall sich drehen, um nicht auf den Rücken zu fallen. Aufstehen und es beim nächsten Gang besser machen.» Ein Schwingfest geht über sechs Gänge, das eidgenössische sogar über acht. Sechs Gänge sind wie sechs Tage in der Woche oder sechs bis acht Jahrzehnte im Leben. Im Gespräch mit den Konfirmanden nach dem Gottesdienst erklärte er ihnen noch, dass auch das Kreuz aus Holz besteht – genau wie das Sägemehl.  

 

Der Gottesdienst wurde musikalisch umrahmt vom Trachtenchor Zürichsee Rechtes Ufer und der Foto-Ausstellung von Schwinger-Fotograf Peter Bruhin. Anschliessend gab es für jeden Gast Bier und eine Wurst vom Grill. Der Chor brachte die Textlesung aus Psalm 8 singend vor und der einheimische Fotograf Peter Bruhin erläuterte seine Bilder: «Die Akzeptanz der Niederlage ist für mich beim Schwingen am eindrücklichsten - diese gelebte Fairness in einem Spitzensport.» Seine besten Schwinger-Fotos werden im Kirchenhaus noch eine Woche ausgestellt. «Das Christentum gehört zum Schwingen», erklärt Bruhin. Viele alte Holzschnitzereien in Kirchen würden davon zeugen, sagte er dem regionalen Newsportal Lokalinfo.
 
Zu Gast bei Pfr. Andrea Marco Bianca waren auch schon der Zürcher Gesundheitsdirektor Thomas Heinger oder die Musiker Toni Vescoli, Peter Reber und Raymond Fein (Che & Ray), wie die «Zürichsee-Zeitung» berichtete.
 
Herzlich, Markus Baumgartner
 
 
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