Die Brauerei Westmalle in Belgien hält sich nicht an gängige Managementlehren. Eine Gemeinschaft von Mönchen steuert die Geschicke des Unternehmens nach eigenen Kriterien – mit Erfolg.





 
 

Beten und Brauen

Gefragtes Bier aus dem Kloster

Die Aufgabe der Bauerei Westmalle ist nicht die Gewinnmaximierung. Sie soll der Gemeinschaft dienen. Wachstum ist keine Vorgabe, schreibt die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ). Die Anlagen werden alles andere als optimal genutzt. Der Arbeitsrhythmus wird nicht von den Maschinen vorgegeben, sondern ist so bemessen, dass den Leuten Zeit für Gemeinschafts- und Familienleben bleibt. Ein Betrieb mit Eigentümern, denen Geld nichts bedeutet, ist ein Kuriosum. Das kann durchaus erfolgreich sein.

In einer ruhigen Gegend mit Alleen und grünen Wiesen, eine Autostunde nordöstlich vom geschäftigen Zentrum Antwerpens entfernt, steht die Abtei Westmalle – ein vor 180 Jahren aus rotem Backstein errichteter Gebäudekomplex. Drei Dutzend Mönche arbeiten hier «in der Anwesenheit Gottes», wie Bruder Benedikt gegenüber der NZZ sagt. Die Bewohner gehören dem katholischen Orden der Trappisten an. «Geef ons heden ons dagelijks brood» (Gib uns unser tägliches Brot) steht in der Klosterbäckerei, wo das eigene Brot hergestellt wird. Aus der Milch der eigenen Kühe stellen die Mönche schmackhaften Gouda-Käse her. In der Brauerei verrichten rund 50 Berufsleute ihre Arbeit, die selber nicht Mönche sind.

Gemäss den Regeln von Armand de Rancé, der im 17. Jahrhundert die Abtei La Trappe leitete, dürfen die Trappistenmönche neben Wasser auch lokale Getränke konsumieren – dazu gehört Bier. Die Bierproduktion liegt innerhalb der Klostermauern und steht unter der Aufsicht der Trappisten. Der anfallende Gewinn dient ausschliesslich dem Erhalt der Abtei sowie gemeinnützigen Zwecken. Sind diese drei Kriterien erfüllt, darf ein Artikel das geschützte Label «Authentic Trappist Product» tragen. Nur elf Trappisten-Brauereien gibt es weltweit, berichtet die NZZ. Westmalle ist mit einem Ausstoss von jährlich 130’000 hl die zweitgrösste Produktionsstätte dieser Art (zum Vergleich: Die Brauerei Schützengarten in St. Gallen produziert 175’000 hl).

Das Gros der Produktion wird in Belgien selbst (70%) und in den benachbarten Niederlanden (25%) konsumiert. Nur 5% nehmen einen noch weiteren Weg. Unter Bierliebhabern habe der Name Westmalle den gleichen Klang wie Château Petrus bei Weinkennern, sagt Yan Amstein zur NZZ. Er leitet in zweiter Generation die 1973 gegründete Amstein S. A., ein Familienunternehmen, das an die 600 verschiedene Biersorten in die Schweiz importiert. Die Mönche betreiben für Westmalle kaum Werbung. Das Produkt hat einen Ruf, den man nicht anpreisen, sondern bewahren muss. Bruder Benedikt ist zuversichtlich, dass dies den Trappisten von Westmalle gelingt. In den vergangenen Jahren sind auch wieder einige Personen ihrer Berufung gefolgt und in das Kloster eingetreten.

Herzlich, Markus Baumgartner
 
 
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