Einst spielte er Gitarre und Cello bei der populären Berner Mundart-Band «Patent Ochsner». Heute ist Philippe Stalder Tontechniker und weiterhin Musiker – und zudem Pfarrer in der Berner Vorortsgemeinde Gümligen.





 
 

Von Patent Ochsner ins Pfarramt

Was Musik und Seelsorge gemeinsam haben

Aus den USA kennt man solche Geschichten gut. Soul-Legende Al Green (69) ist Priester – «Reverend Al Green» nennt man ihn. Ganz passend, dass Philippe Stalder von sich selbst sagt: «Je länger, desto mehr mag ich Soul-Musik» berichtet «Blick am Abend». Stalder ist der «Reverend» der Schweizer Musikszene. «Manchmal nennen Kollegen mich den ‹Seelsorger für Töne›», sagt er. Im 50-Prozent-Pensum ist er reformierter Pfarrer Gümligen – einer Kirchgemeinde mit etwa 7000 Mitgliedern. Die restliche Zeit arbeitet er als Tontechniker im Studio und an Konzerten – auf dem traditionellen Musikfestival auf dem Gurten betreute er die Thuner Band Undiscovered Soul.

«Für mich ist das definitiv kein Widerspruch», sagt Stalder zum
«Blick am Abend». Musik und Religion hätten viele Gemeinsamkeiten. Er spricht vom rituellen Charakter, von der Musik in der Kirche. Vom Backstage-Bereich blickt er hinunter auf die Fans vor der Waldbühne, wo gerade James Gruntz spielt. «Ich habe kein Problem damit, wenn die Leute aus meiner Gemeinde wissen, dass ich in der Musikszene bin.» Sehr wahrscheinlich sind ein paar seiner Konfirmanden im Publikum. Als Pfarrer setzt er auch musikalische Zeichen – z.B. mit dem Klangfenster «Die Kirche zum Klingen bringen», mit der klanglich illustrierten Geschichte des biblischen Propheten Jona in die heutige Zeit transponiert wird.

Bekannt wurde Stalder als musikalischer Jungspund, als Gitarrist und Cellist in der Ur-Besetzung von Patent Ochsner von 1990 bis 1995. Nach der dritten CD «Gmües» und der Reise mit der Band nach Madagaskar trennte man sich. Den Weg zur 50-50-Lösung beschreibt Stalder als schwierig. Jahrelang habe er probiert, die beiden Interessen unter einen Hut zu bringen. Er hatte eine 80-Prozent-Stelle als Pfarrer. «Ich glaubte: Am Abend kannst du ja gut Musik machen.» Die Zeit reichte nicht. Ein Pfarrer kann nicht jeden Abend abschalten. Dass die Musik zu kurz kam, zeigt er an einem Beispiel auf: Seine erste Solo-CD, «Pfefferland – 
Wohlium 1», erschien 1999 – eine Mischung aus Folk, Pop, Ethno, Volkstümlichem und Jazzigem. Das Album dokumentiert seine nachdenkliche Haltung; Stalder setzt sich mit vielen Dingen vertieft auseinander. Stalder möchte dieses Jahr das zweite Album fertig produzieren – «nach sieben Jahren ständig unterbrochener Arbeit.»

 


Herzlich, Markus Baumgartner

 
 
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