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Andreas Barner hat eine Doppelfunktion: Er ist nicht nur CEO eines der grössten Pharma-Unternehmens Europas. In diesem Jahr ist er auch Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags, der ab dem 3. Juni in Stuttgart gefeiert wird.
Pharmachef auch KirchentagspräsidentWirtschaftsführer engagiert sich ehrenamtlich«Das Superhirn» titelte das Handelsblatt, «Arbeitstier vor dem Herrn» nannte ihn die deutsche «Wirtschaftswoche» einmal: Prof. Dr. Andreas Barner führt das deutsche Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim, das letztes Jahr 14 Milliarden Euro umsetzte. Zudem steht er auch als Präsident dem grössten protestantischen Laientreffen vor. Für den gläubigen Christen ist diese Doppelfunktion keine Belastung. Ihm ist bewusst, dass er als Unternehmer in der Kritik stehen kann, wenn er Arbeitsplätze abbaut, umstrittene Medikamente herausbringt oder als Manager nach Ansicht vieler zu viel Geld verdient. Wenn in seinem Unternehmen etwas schief läuft, könne man sein kirchliches Engagement kritisieren: «Wenn jemand sich engagiert, muss er sich dem stellen», erklärte der 62-Jährige gegenüber der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Als Christ sei es ihm wichtig, ethisch vertretbare Entscheidungen zu treffen. In einem Familienunternehmen wie Boehringer Ingelheim könne er ethische Prinzipien und die weitere Entwicklung des Unternehmens gut in Einklang bringen.
Als Mitglied des Präsidiums beim Deutschen Evangelischen Kirchentag leistet er programmatische Vorarbeiten. Dazu gehört auch die Auswahl der Kirchentagslosung. Der Leitspruch für Stuttgart „damit wir klug werden“ fordere dazu auf, Antworten auf die gesellschaftlichen Fragen der Zeit zu finden, erklärt Andreas Barner in der FA. Weil die Tage des Menschen auf der Erde begrenzt seien, sei es wichtig, das Leben auf Langfristigkeit auszurichten. In einer Stadt mit vielen Familienunternehmen sei es kein Fehler, dass die Veranstaltung von einem Kirchentagspräsidenten aus der Wirtschaft begleitet werde. Bei der Anzahl der Menschen, die in der Privatwirtschaft arbeiteten, müsse es positive Bezüge geben zwischen dem Glauben der Menschen und dem, was sie beruflich tun. Auf dem Kirchentag freut er sich auf die «unvorhersehbaren Begegnungen, überraschende Gespräche und Veranstaltungen mit einer grossen Breite an Themen. Zudem die vielen jungen, fröhlichen Menschen, das gemeinsame Gebet». Mittelfristig sehe er eine Chance für die Kirche, weil wieder mehr Menschen hinterfragten, warum sie eigentlich auf der Welt sind. In Bezug auf die Ökumene will Barner den Blick verstärkt auf Gemeinsamkeiten richten. Er ist mit einer katholischen Frau verheiratet und hat eine Tochter, die auch katholisch ist.
Barner studierte zunächst Medizin und später Mathematik und schloss beide Studiengänge mit der Promotion ab. Nach einer Assistentenzeit an der ETH Zürich wechselte er zur Ciba-Geigy in Basel. Seit 1992 ist er bei Boehringer Ingelheim, seit 1999 in der Unternehmensleitung. 2009 wurde er zum CEO ernannt. Als Chef der Forschung und Entwicklung hat der gläubige Christ mit dafür gesorgt, dass die gefürchteten Nebenwirkungen von Medikamenten intensiver erforscht würden als anderswo in der Branche.
Herzlich, Markus Baumgartner
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