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So etwas hat man beim deutschen Spielzeughersteller Playmobil noch nie gesehen: Innerhalb von 72 Stunden waren die 34’000 Figuren von Martin Luther ausverkauft. Der deutsche Reformator soll für das Reformationsjubiläum im Jahre 2017 werben.
Mini-Reformator erobert die KinderweltPlaymobil-Luther war nach drei Tagen ausverkauftGenerationen von Uni-Dozenten haben dafür plädiert, Geschichte weniger anhand der Glanztaten von Individuen zu verstehen als durch die Wirkung von Strukturen. Umsonst! Das Volk dürstet nach Helden: Im Kino feiert das «Bio-Pic» Erfolge. Und wer auf dem Buchmarkt etwas absetzen will, schreibt Lebensläufe, schreibt die «NZZ am Sonntag».
Wie heftig die Sehnsucht nach realen Identifikationsfiguren sogar Spielzeug-Sortimente tangiert, hat nun aber selbst den Hersteller Playmobil überrascht: «Dass es so schnell gehen würde, konnte niemand ahnen», sagt eine Firmensprecherin in einem Interview. Dies nachdem die jüngste Playmobil-Figur aus Plastik für 2.39 Euro nach drei Tagen ausverkauft war. Der Reformator sei «für Kulturreisende, die im Rahmen des Lutherjahrs nach Deutschland kommen», gedacht gewesen. Der Sonderauftrag wurde von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, der Deutschen Zentrale für Tourismus und der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg erteilt.
Das Lutherjahr – 500 Jahre Reformation – wird 2017 gefeiert. Ob die 100’000 Luther, die Playmobil nun nachlegen will, bis dahin reichen? Die 95 Thesen, die der Theologie-Professor Luther 1517 an die Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, führten zur Spaltung der Kirche. Er war es auch, der die Bibel vom Lateinischen ins Deutsche übersetzte. Passend dazu trägt die Playmobil-Figur eine Feder und eine Bibel bei sich. Der Augustinermönch aus dem 16. Jahrhundert ist gemäss Verpackung schon für Kinder ab vier Jahren zum Spielen geeignet. Zweifellos werden auch sie den Mehrwert dieses Weltenbewegers gegenüber anonymen Raumfahrern oder Bauarbeitern zu erfassen wissen. Indes will Playmobil darauf verzichten, mit der Wartburg auch Luthers Versteck anzubieten. Den Typus der Ritterburg gibt es schon. Er ist schwer zu personalisieren.
Herzlich, Markus Baumgartner
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