Am 8. Mai sind es 70 Jahre nach Kriegsende: Russische und amerikanische Soldaten befreiten die Gefangenen der Konzentrationslager. Unter den Auschwitz-Überlebenden war der Jude Viktor Frankl, Wiener Psychiater und Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse.





 
 

Anständige & unanständige Menschen

Viktor Frankls Aufruf zur Versöhnung und Verantwortung

«Erwarten Sie von mir kein Wort des Hasses.» Mit diesem Satz provozierte Viktor Frankl anlässlich seiner Rede zum 50. Gedenktag des Anschlusses von Österreich an Nazi-Deutschland. Ausgerechnet er verzichtet darauf die Täter zu hassen. Er, der seine ganze Familie im Holocaust verloren und selber das KZ nur knapp überlebte hatte. Er begründete seinen Verzicht auf Hass damit, dass er zwar die Opfer kenne: seine Eltern, seine Frau, sein Bruder. Aber ihre Täter kenne er nicht persönlich. Er lehne es darum ab, jemanden kollektiv schuldig zu sprechen. Schuld könne nur persönliche Schuld sein: «Die Schuld an etwas, das ich selbst getan habe, oder vielleicht unterlassen habe.»

 

Anlässlich des 70. Gedenkjahres zum Ende des 2. Weltkrieges zeigen uns die Medien wieder ihre Dokumentationen über die Gräuel des Nationalsozialismus. Ob all der Grausamkeit und Ungerechtigkeit fragt man sich: Warum leisteten die Menschen von damals nicht mehr Widerstand? Frankls Antwort darauf ist: «Widerstand setzt Heroismus voraus. Und Heroismus darf man nur von einem einzigen Menschen verlangen, und das ist – man selbst!»

 

Und so kommt Frankl in seiner Rede zum Fazit: Es gibt nur zwei Menschenrassen – die «Rasse» der anständigen und die «Rasse» der unanständigen Menschen. Die «Rassentrennung» verläuft quer durch alle Nationen. Zu welcher «Rasse» wir selbst gehören, entscheiden wir jeden Tag neu. Es liegt in unserer Verantwortung, die richtige und die sinnvolle Seite zu wählen. Unsere Verantwortung dem Leben gegenüber ist auch Thema des Kongresses zum 20. Geburtstag des durch Viktor Frankl inspirierten Schweizer Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse vom 14. bis 16. Mai 2015 in Chur (Informationen gibt es hier).


Es ist eine der grossen Aufgaben der Kirchen, Menschen zu unterstützen, dass sie diese Verantwortung tragen können. So gelingt es immer wieder, dass Menschen zu Helden werden und Versöhnung trotz allem möglich ist.

 

Herzlich, Markus Baumgartner
 
P.S. Gerne nehme ich letzte Anmeldungen für das Dienstagsmail-Fest entgegen.
 
 
Das DienstagsMAIL ist eine nicht-kommerzielle und kostenlose Dienstleistung für Christen, die ihr Engagement öffentlichkeitswirksamer gestalten wollen. Das DienstagsMAIL wird von einem Kommunikationsprofi in seiner Freizeit verfasst. Die praktischen Tipps sollen mithelfen, dass Christen verstärkt in der Gesellschaft wahr genommen werden.