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Für Fussballspieler ist die Teilnahme an der WM die Erfüllung eines Traums. Dabei gehen nicht alle Träume in Erfüllung, auch wenn die Fussballer Gott vertrauen. Eindrücke aus einem postmodernen Welttheater.
Siege, Tragödien und NiederlagenFussball-WM sorgt für Höhepunkte und TiefschlägeNormalerweise liebt das Publikum die Angreifer, die Himmelsstürmer, die den Ball streicheln, Gegner narren und Traumtore erzielen. So auch beim Kolumbier James (sprich „Hames“) Rodriguez. Er führt mit sechs Goals die Torschützenliste an, schied aber im ausgeglichenen Spiel gegen Brasilien mit seinem Team aus. Nach dem Spiel kam es zu einer eindrücklichen Szene: Der brasilianische Verteidiger David Luiz ging zu Rodriguez, tröstete ihn und tauschte Trikots und gab als Sieger in James` Shirt TV- Interviews. Es war eine Symbolik von tiefstem Respekt und freundschaftlicher Begegnung. Ausgerechnet nach einem Spiel, wo es unglaublich viele Fouls gab. James selber schrieb auf Facebook: «La alegría es para Colombia, la gloria para Dios.» («Die Freude ist für Kolumbien, die Ehre sei Gott.»)
Der 27-jährige David Luiz hatte mit einem wunderschönen Freistosstor aus rund 25 Metern für Brasilien geskort und bedankte sich auf dem Rasen bei Gott. Der Mann mit dem Lockenkopf gilt als teuerster Verteidiger der Welt (aktueller Wechsel von Chelsea zu Paris St. Germain). Und er ist nach Superstar Neymar der beliebteste Spieler in Brasilien. Der Ex-Dortmunder Dede lobte Luiz: «Er ist eine sensationelle Stütze des Teams, wie ein Leuchtturm im Abwehrzentrum.» Für Luiz selber besteht kein Zweifel am Grund seines Höhenflugs. «Es ist mein Glaube, der mich stark macht und der mir den Weg ebnet», erklärte der gläubige Christ unlängst. «Trotzdem bin ich keiner, der die Arme verschränkt und dann hofft, dass Gott schon alles fügen wird.» Dass der Glaube Privatsache ist, davon hält David Luiz nichts. Denn etwas Gutes sollte man niemandem vorenthalten.
Beim 22-jährigen Neymar gibt es eine tragische Geschichte: Vor dem Spiel hatte der Superstar noch getwittert: «Möge der Herr uns segnen und beschützen.» Der Herr wollte nicht, zumindest nicht ihn, nicht an diesem Tag. Kurz vor dem Ende des Spiels gegen Kolumbien sprang der Verteidiger Juan Zuniga Neymar in den Rücken. Neymar blieb liegen, wurde vom Platz getragen, schluchzte noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Eine Stunde nach dem Spiel kam die Nachricht: Wirbelbruch. Für Neymar ist die WM vorbei. Zuniga selbst erklärt: «Als ich da reingegangen bin, habe ich an nichts Böses gedacht. Ich hoffe, dass er sich mit Gottes Hilfe wieder erholt.»
Da stellt sich die Frage: Ist Fussball im Moment ein Kanal von Gott, um Milliarden Menschen eine Gelegenheit zu geben, sich über ihn Gedanken machen? Sind (einige) Weltfussballer die einzigen Prediger, die noch von den Massen gehört werden? Deren Botschaften ungefiltert und meist unkommentiert veröffentlicht werden? Es ist einfach verblüffend, was hier abgeht! Ist es wirkungsvoll? Ist es nachhaltig? Keine Ahnung. Wenn junge Männer sich einen David Luiz zum Vorbild nehmen, sich sogar entschliessen, ebenfalls zur Ehre Gottes zu leben, dann ist das sicher genial.
Herzlich, Markus Baumgartner
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