In der Zeit, wo wieder Sportler und Schweizer ausgezeichnet werden, macht Peter Rothenbühler, Pfarrersohn, Autor, Journalist und ehemaliger Chefredaktor von «SonntagsBlick», «Schweizer Illustrierte» und «Le Matin» in der «Aargauer Zeitung» ein Blick auf eine wahre Heldin.



 
 

Schweizerin des Jahres

Weihnachtsgeschichte über eine wahre Heldin

Die eigentliche Heldin von Weihnachten ist Maria, die Mutter. Das Baby hat ja erst viel später bewiesen, wessen Geistes Kind es ist. Trotzdem steht seit 2000 Jahren das Weihnachtsfest ganz im Zeichen des Babys, trotzdem werden an Weihnachten vor allem die Kinder beschert, angefangen beim Jesuskindlein in der Krippe. Und die Mütter, die eigentlichen Heldinnen der Geschichte, haben den ganzen Krampf: müssen dekorieren, einpacken, einkaufen, kochen, trösten, kurz: an alles denken.

 

Jetzt kommt mit den Festtagen auch wieder die Zeit der Auszeichnungen, Schweizerin und Schweizer des Jahres, Sportlerinnen und Sportler des Jahres, ich mag es ihnen gönnen. Aber auch da ist es doch so: Die wahren Helden sind deren Mütter, die sie zur Welt gebracht und aufgezogen haben und ihnen dieses Selbstbewusstsein, diesen Spirit der Champions eingehaucht haben, der sie erst stark gemacht hat. Das Glänzen in den Augen der Mutter ist die erste Medaille, die ein Mensch kriegt, echte Medaillen sind nur noch der Abglanz davon.

 

Deshalb ist es auch richtig, dass die Champions ihre Medaillen meistens den Eltern widmen. Ohne die zärtliche Zuneigung der Mutter, ihr Flüstern ins Ohr, ihre Fürsorge, wird keiner später zum Champion. Und selbstverständlich spielt auch Josef, der Vater, eine wichtige Rolle, für Mädchen manchmal sogar die wichtigere. Aber item: Für mich ist dieses Jahr einmal mehr die Mutter die Schweizerin des Jahres.

 

Diesmal allerdings eine ganz besondere, eine Frau, die letzte Woche in Luzern von der Stiftung Sana ausgezeichnet wurde. Wer ihre Geschichte liest, jammert mindestens zwei Jahre lang nie mehr über ein Missgeschick oder ein Bobo. Die Frau heisst Carmen Arnold, 55, lebt in Corcelles-près-Payerne und wird seit Jahren vom schlimmsten Unglück verfolgt und steht trotzdem immer noch jeden Tag früh auf, um sich liebevoll um ihre zwei schwerst behinderten Kinder Christophe, 34, und Caroline, 31, zu kümmern, die nicht sprechen und nicht selbstständig leben können und deshalb das halbe Jahr in einer Institution verbringen.

 

150 Tage im Jahr kümmert sich die Mutter allein um die beiden, sie sagt: «Die Kinder sind meine Sonnenscheine, ohne sie würde ich nicht durchhalten. » Wer so viele Schicksalsschläge überlebt, hat einen Preis verdient Aber fangen wir von vorne an: Jung verheiratet bekommt Carmen Arnold mit 19 zuerst Isabelle, ein Jahr später Thierry, die beiden Babys sind gesund und munter. Beim dritten, Christophe, hat sich die Nabelschnur um den Hals gewickelt, medizinisches Personal kommt zu spät, das Baby ist fast erstickt, sein Gehirn ist irreversibel geschädigt.

 

Drei Jahre später kommt Caroline zur Welt, wiederum ein gesundes Baby. Vier Monate später wird es gegen Polio geimpft, der Arzt trifft mit der Nadel einen Nerv, das Mädchen bekommt eine Hirnhautentzündung, ihr Hirn ist schwer geschädigt. Wenig später muss Mutter Carmen operiert werden, der Arzt vergisst ein Stück Gazebinde im Bauch, die Frau geht knapp am Tod vorbei. Es folgt ein Gebärmutterkrebs und gleich darauf erkrankt auch ihr Mann an Krebs. Beide werden nach langen Chemotherapien wieder gesund. Inzwischen muss der schwer behinderte Christophe am Bein operiert werden, der Arzt täuscht sich und durchschneidet eine Sehne, Christophe kann nicht mehr gehen und bleibt im Rollstuhl. Der Ehemann hat 2012 einen Herzinfarkt, ein Jahr später stirbt er, wenige Monate später stirbt auch der gesunde Sohn Thierry bei einer Asthmakrise. Von den diversen Knochenbrüchen der behinderten Tochter Caroline wollen wir gar nicht reden.

 

Carmen Arnold musste seit fast 40 Jahren eigentlich fast immer als Krankenpflegerin agieren. Was sie erlebt hat, ist der reine Albtraum, sie hat wahrlich einen Preis verdient. Warum erzähle ich diese Geschichte? Weil es eine typische Poolside Story ist, so nennen die Amerikaner eine Geschichte über das schreckliche Schicksal anderer Menschen, die wir gerne mit einem gewissen Schaudern in einem Liegestuhl am Swimming Pool lesen, um uns wieder einmal bewusst zu werden, wie schön wir es eigentlich mit unseren kleinen Sorgen haben. In diesem Sinn wünsche ich allen schöne Weihnachten. Und wenns Krach gibt oder der Braten nicht schmeckt, denken Sie einfach an Carmen Arnold und seien Sie einfach dankbar.

 

Herzlich, Markus Baumgartner

 
 
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