In den vergangenen Monaten gab es sowohl beim Chef der ganzen Armeeseelsorge als auch beim Chef Armeeseelsorge der Katholiken einen Wechsel. Die Armeeseelsorger sind gefragt, wenn sich Armeeangehörige in Belastungssituationen befinden.




 
 

Neue Chefs in der Armeeseelsorge

Kirchenvertreter werden im Militär geschätzt

Während 19 Jahren war Stefan Junger Pfarrer in der Kirche Schönau – auf den 1. März wurde er zum Chef der ganzen Armeeseelsorge ernannt. Zu seinen neuen Aufgaben gehört es unter anderem, seine Berufskollegen für die Armeeseelsorge zu motivieren. Während 18 Jahren war Junger selber als Armeeseelsorger im Dienst. Auf dem Waffenplatz Thun und dessen Aussenstationen hat er insbesondere Rekruten und Offiziersanwärter in speziellen oder schwierigen Lebenssituationen begleitet und unterstützt. Die neue Herausforderung nimmt er gerne an: «Armeeseelsorger zu sein, heisst, die Angehörigen der Armee bis in Grenz- und Notsituationen in ihrem Suchen und Fragen zu begleiten und damit dem Ordinationsgelübde entsprechend über die Grenzen der eigenen Gemeinde hinaus zu wirken», sagt er zur «Berner Zeitung».

 

Zusammen mit dem evangelischen Chef ist der katholische Theologe und Kirchenrechtler Urs Brosi seit letztem Herbst verantwortlich für über 200 Armeeseelsorger, darunter zwei Frauen. Er ist für deren fachtechnische Führung in der Aus- und Weiterbildung und für ihren Einsatz zuständig. «Bis anhin war ich als Klassenlehrer in der Ausbildung tätig, neu leite ich den Lehrgang», sagte er im «St. Galler Tagblatt» zu seiner neuen Herausforderung. Urs Brosi wird die Armeeseelsorger bei Anlässen im In- und Ausland zusammen mit seinem evangelischen Kollegen repräsentieren. Zudem sind die beiden Bindeglied zur jeweiligen Kirchenleitung.

 

Der Armeeseelsorger lebt eng mit der Truppe zusammen und hört sich ihre Anliegen an. Während bei jungen Rekruten die militärischen Probleme im Vordergrund stehen, überwiegen bei den Soldaten im WK die zivilen Probleme. Urs Brosi erinnert sich beispielsweise an einen Soldaten, dessen Frau wenige Tage vor dem WK eine Totgeburt erlitten habe. Getrennt voneinander mussten sie mit der Situation zurechtkommen. In solchen Momenten sei Mitgefühl und die richtige Sprache gefordert. «Den Gefühlen einen geschützten Raum geben, miteinander die Fragen vor Gott aushalten, das ist dann unsere Aufgabe», erklärt Brosi. Ein besonderes Ohr leiht Brosi den Kommandanten, die in jungen Jahren eine grosse Verantwortung tragen und sonst kaum Möglichkeiten haben, um sich offen auszusprechen. Die Arbeit erfährt grosse Wertschätzung, auch wenn heute nur noch ein Teil der Soldaten im Zivilen Kontakt zu einer Kirche hat.

 

Korpskommandant André Blattmann sagt in der Personalzeitschrift «INTRA» zur Armeeseelsorge: «Nicht erst im Kriegsfall, sondern auch im heutigen Alltag sind wir froh, wenn wir Momente der Ruhe und der Besinnung erleben können. Gerade unser hektischer Arbeitsalltag macht dies umso nötiger. Im Dienst werden wir durch unsere Armeeseelsorger gelegentlich daran erinnert. Sie machen mit uns zusammen einen Schritt zurück, damit wir die Gesamtsicht wieder erkennen. Sie helfen uns Anliegen, die von unseren Soldaten aus dem Zivilleben mit in den Dienst mitgebracht werden zu erkennen und sind zentrale Stütze bei der verantwortungsvollen Betreuung der Betroffenen. Sie hören zu und geben den Betroffenen Vertrauen. Dabei können sie genauso auf ihre zivile Berufung als Seelsorger wie auf ihre militärische Erfahrung als Milizsoldat zurückgreifen. Es braucht eben beides, um sorgfältig handeln zu können. Ich bedanke mich bei den aktuell 208 eingeteilten Armeeseelsorgern für ihre tägliche, wichtige Arbeit.»
 
Herzlich, Markus Baumgartner
 
 
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