Täglich verlassen Frauen, Männer und Kinder ihr Heimatland. Über 50 Millionen Menschen sind gemäss UNO weltweit auf der Flucht. Allein 2,5 Millionen stammen aus dem Krisenland Syrien. Eine Familie davon kann ein neues Haus beziehen: das Sigristenhaus der Heiliggeistkirche. Ein Beispiel, das Schule machen könnte.




 
 

Muslimische Flüchtlinge im christlichen Sigristenhaus

Basler Kirche hilft Flüchtlingen aus Syrien

Was in der Heiliggeist-Pfarrei in den nächsten Tagen geschehe, sei eigentlich nichts anderes als die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft der Kirche, sagt Gemeindeleiter Carsten Gross. «Fremde zu beherbergen, ist eines der sieben Werke der Barmherzigkeit, in denen sich die Nächstenliebe äussert.» Was eigentlich zum ganz normalen Alltagsgeschäft der Kirche gehört, ist es eben doch nicht ganz. Dementsprechend gross ist das öffentliche Interesse. Über die Hilfe berichten sämtliche regionale Medien – Radio Basilisk, Radio SRF, TV SRF, Basler Zeitung, Basellandschaftliche Zeitung, Tageswoche und auch Blick am Abend.

Viele syrische Flüchtlinge gelangten im Familienverband in die Schweiz. Das erschwert die Suche nach einer geeigneten Unterkunft für die Sozialhilfestellen erheblich. Die Familien sollen gemeinsam wohnen können. Räume für fünf oder mehr Personen sind aber Mangelware. Auf ihrer Suche nach geeigneten Unterkünften gelangte Renata Gäumann, Verantwortliche für Asylkoordination in Basel, an den Kirchenrat Basel. Hier stiess sie auf offene Ohren. Mit dem seit zwei Jahren leerstehenden Sigristenhaus der Heiliggeistkirche hatte man auch bald eine Lokalität gefunden. Die Asylunterkunft in unmittelbarer Nähe zu einer Kirche ist ein Novum im Raum Basel: «Bedürftigen soll geholfen werden. Für uns ist es darum egal, ob die neuen Bewohner muslimischen, buddhistischen oder jüdischen Glaubens sind», sagt Carsten Gross.


Wer genau einziehen wird, ist noch offen. «Wir sind derzeit mit zwei Familien im Gespräch, die infrage kommen. Entschieden haben wir uns aber noch nicht», sagt Renata Gäumann. Die Kriterien für die künftigen Bewohner sind indes klar: Es muss eine Grossfamilie sein – ein erweiterter Familienverband. Dazu gehören auch Tanten, Grosseltern oder Cousinen. Die auserwählte Familie muss sich bereits länger in Basel befinden. Dies aus dem einfachen Grund, dass die Familie fähig sein muss, ihren Alltag ohne permanente Betreuung zu bestreiten. Für administrative Aufgaben wird ihnen ein Sozialarbeiter zur Seite gestellt.


Das zweistöckige Haus – im Obergeschoss sind vier Zimmer, im Erdgeschoss drei inklusive Küche – hat einen kleinen Garten, der der Familie vorbehalten ist. «Sie sind privilegiert», sagt Gäumann über die neun Flüchtlinge, die für zwei Jahre im Sigristenhaus wohnen werden. Nach dieser Zeit läuft der Mietvertrag zwischen dem Kanton und der Katholischen Kirche beider Basel aus. «Es ist als Zwischennutzung definiert. Wir haben die Bedürfnisse der Pfarrei Heiliggeist zurückgestellt. Wir wollen uns aber die Option für den Eigenbedarf offen lassen», begründet Thierry Moosbrugger von der Katholischen Kirche die zeitliche Befristung.


Herzlich, Markus Baumgartner

 
 
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