Was sind das für Menschen, die ihren christlichen Glauben ausserhalb der Landeskirche leben? Woran glauben sie? Was verbindet sie? Was unterscheidet sie? Welche Spuren hinterlassen sie in der Gesellschaft? In einer Serie geht die «Berner Zeitung» diesen Fragen nach.



 
 

Kirche ohne Mitgliederschwund

Neues Buch über das «Phänomen Freikirchen»

Anders als die reformierten Landeskirchen leiden die Freikirchen unter keinem Mitgliederschwund. Das hängt auch mit ihren Werten zusammen, die zur «nachhaltigen Reproduktion des Milieus» beitragen, wie die Autoren des Buches «Phänomen Freikirchen», das demnächst im Theologischen Verlag auch auf Deutsch erscheint, festhalten: 72,5% der Evangelisch-Freikirchlichen sind verheiratet (Schweizer Durchschnitt allgemein: 47,1%) und haben 1,8 Kinder (1,39). Gemäss «Phänomen Freikirchen» sind Evangelisch-Freikirchliche in der Aussage fast zu 100% einig: «Es gibt einen Gott, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat.» Ebenfalls fast 100% gaben an, in ihrem Leben eine religiöse Wende, eine Bekehrung, erlebt zu haben. Weit über 90% leben mit einem Partner zusammen, der sich ebenfalls als «bekehrt» bezeichnet, schreibt die «Berner Zeitung».


Die Zeitung porträtiert in diesem Zusammenhang die Freikirchen im Emmental: Dort seien die «Frommen» besonders dicht gesät. Tatsächlich besuchen im Verwaltungskreis Emmental rund 2300 Personen regelmässig einen Gottesdienst in den rund zwölf verschiedenen evangelischer Freikirchen.
Oft wird christliches Leben, das sich ausserhalb der Landeskirchen abspielt, auch einfach in den Topf mit der Aufschrift «Sekte» geworfen. Damit geschieht vielen unrecht, so die «Berner Zeitung». Hermann Kocher, reformierter Pfarrer in Langnau, hält fest: Gewisse sektiererische – oder besser – fundamentalistische Züge könnten in der ganzen landes- und freikirchlichen Landschaft da und dort auftreten. Aber: «Von einer Sekte oder – heute eher – einer Sondergruppe wird zum Beispiel dann gesprochen, wenn eine Gruppierung über die Bibel hinaus auf Zusatzoffenbarungen abstellt, wie dies bei den Zeugen Jehovas oder den Mormonen der Fall ist. Oder wenn sie einen Anspruch vertritt, exklusiv über den Zugang zum Heil zu verfügen.» Das sei bei keiner der im Emmental anzutreffenden evangelischen Gruppierungen der Fall.


Innerhalb der evangelischen Freikirchen gibt es Unterschiede: Im Buch «Phänomen Freikirchen» bilden der Religionssoziologe Jörg Stolz und Mitautoren drei Gruppen: Da sind einmal die Konservativen, «die zur Abschottung von der Gesellschaft neigen und sich durch eine apokalyptische Weltsicht und einen starken Glauben an die Unfehlbarkeit der Bibel auszeichnen». Die Charismatischen wiederum «legen den Akzent auf die emotionale Erfahrung der Gegenwart des heiligen Geistes». Den Klassischen schliesslich schreiben die Autoren «eine grössere Offenheit für die Welt und für andere Arten der Bibellektüre» zu. Doch die Grenzen zwischen den drei Gruppen seien durchlässig.

 

Herzlich, Markus Baumgartner

 
 
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