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Über den Kirchturm hinausschauen und den Glauben gemeinsam erfahren – das kennzeichnet die Aktivitäten von verschiedenen Kirchen: in Erlebnisprogrammen, Dialogen oder neuartigen Gottesdiensten.
Gotteslob im SteinbruchKirche und Glauben erlebenDie reformierten Kirchgemeinden im Rheintal starteten letztes Jahr mit Erlebnisprogrammen, schrieb das «St. Galler Tagblatt». Sie sind Teil der geistlichen Begleitung von Kindern und Jugendlichen und verstehen sich als Bindeglied zwischen Religionsunterricht und Kirchgemeinde. Viele Jugendlichen lassen sich animieren, in Kursen und Gottesdiensten mitzuwirken. Sie entdecken neue Formen, sich über Fragen des Glaubens und des Erwachsenwerdens auszutauschen.
Im Rheintal sind einige neue Gottesdienstformen – katholisch wie evangelisch – mit modernen Liedern entstanden: In Altstätten trafen sich Jugendliche aus dem oberen Rheintal regelmässig zum Jugendgottesdienst «bfree». In Diepoldsau spielte Pfarrer Andreas Brändle Gitarre im Singgottesdienst, und der Jugendtreff David lud zur Feier nur für Jugendliche ein. In der Seelsorgeeinheit Altstätten startete «19.19» – ein besonderer Gottesdienst für alle Altersgruppen. «Roli der Lokführer», begleitete Familien durch einen kindgerechten Gottesdienst. Der Cäcilienchor Widnau wagte im November ein Grossprojekt und organisierte die Aufführung der «Schwabenkinder»-Messe als Projekt der drei Kirchenchöre von Balgach, Diepoldsau und Widnau.
Im Baselbiet lud der Seelsorgeverband Zwingen Dittingen Blauen Nenzlingen für einmal nicht in der Kirche, sondern im Steinbruch zum Gottesdienst ein, schrieb das «Wochenblatt» im Laufental. «Rund viereinhalb Milliarden Jahre alt ist unsere Erde. Zwischen 90 und 140 Millionen Jahre hat der Kalkstein, den wir hier abbauen, auf dem Buckel.» Mit diesen Worten begrüsste Christian Thomann, Mitinhaber des gleichnamigen Steinwerks, die zahlreichen Gäste. «Was bleibt denn wirklich …?» lautete die Frage zum Jugend-Gottesdienst im Steinbruch, die nicht nur viele Jugendliche sondern auch Erwachsene beantwortet haben wollten. Pfarrer Markus Schöbi durfte mit dem Aufmarsch aus seinen Pfarreien zufrieden sein.
Auf drei Stationen brachte Thomann den Besuchern die Arbeiten im Steinbruch näher, während Schöbi die Ausführungen auf die religiöse Ebene transferierte. «Es geht hier um Steine, aus denen unsere Häuser gebaut sind. Um Schmutz, der uns im Leben immer wieder begegnet, um Individuelles, das jeden Menschen einzigartig macht, wie die Steine, die hier herumliegen.» Und fuhr fort: «Gibt es auch etwas in Ihrem Lebensblock, das Sie gerne abschneiden, schleifen oder bearbeiten möchten?», fragte der Seelsorger. Nach der Halle, wo die rund 180 verschiedenen Steinsorten bearbeitet werden, lockten die Melodien des Musikduos anschliessend zur Schleiferei. Der Gottesdienst im Steinbruch, eine gelungene Idee, die zu weiteren Experimenten animieren dürfte.
Herzlich, Markus Baumgartner
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