Still und meditativ – so kennen wir die Kirche. Dabei lässt sich die Frohe Botschaft doch auch anders verkünden, findet die Theologin und Spassmacherin Gisela Matthiae. Mit roter Pappnase tritt sie als «Frau Seibold» in der Kirche auf.




 
 

Glaube und Humor in der Kirche

Wo der Glaube ist, ist auch ein Lachen

Christlicher Glaube gründet wesentlich in der Auferstehungsfreude. In den Jubel und das «Osterlachen» mischt sich das Staunen über Gottes unmögliche Möglichkeiten. Jubel und Staunen sind der Ausdruck eines Glaubens, der mit allem rechnet und selbst das Unmögliche wagt. Auch Clowns staunen und rechnen immer mit dem Unmöglichen. Sie leben im Augenblick, mit einer Aufmerksamkeit für alles Kleine und scheinbar Unbedeutende. Sie lieben das Leben und die anderen, versprühen ihre Lebensfreude und sind unendlich neugierig. Sie vertrauen darauf, dass sich alles wandeln kann und spielen sich von einer Überraschung zur nächsten.

Clowns sind kleine Störenfriede, Unruhestifter. Mit ihrer naiven Art nehmen sie sich die Freiheit, Dinge und Umstände in Frage zu stellen, die «schon immer» waren, wie sie sind. Warum also nicht auch in der Kirche? Das fragte sich
die ordinierte Pfarrerin und promovierte Clownin Dr. Gisela Matthiae eines Tages: «Jesus war auch unkonventionell. Er brach die Tabus seiner Zeit, liess sich auf Debatten mit Frauen ein, was damals als undenkbar galt. Und er gab sich mit Menschen ab, die am Rande der Gesellschaft standen. Er hat sogar gefragt, ob die Repräsentanten des Glaubens ihre Arbeit gut machten.»

In ihrem Buch «Wo der Glaube ist, ist auch ein Lachen» (
Verlag Kreuz) beleuchtet die deutsche Theologin und Clownin Gisela Matthiae von Kirchenclownerie den christlichen Glauben aus der Perspektive von Humor und Komik. Mit einer Buchvernissage hat die reformierte Kirche des Kantons Zürich dieses Thema aufgenommen, berichtet «Radio Life Channel». Im kalifornischen Berkeley kam Gisela Matthiae in den 1990er-Jahren während eines Studienjahrs erstmals mit der Kirchenclownerie in Berührung. In den USA gibt es viele Holy Fool Groups, «Gruppen heiliger Narren», die regelmässig in den Kirchen auftreten. Ein Phänomen, das man so ähnlich schon im Mittelalter kannte, als man Bibelgeschichten unterhaltsam und für jeden verständlich inszenierte.
 
Die Leichtigkeit der amerikanischen Kirchenclowns hatte es Gisela Matthiae angetan: Als ihr als junge Pfarrerin eine Stelle in der Bildungsarbeit zugeteilt wurde, liess sie sich zur Clownin und Theaterpädagogin ausbilden. Heute ist sie eine von rund 50 Kirchenclowns in Deutschland. «Was wir brauchen, ist eine Art 'Spielitualität'», sagt Gisela Matthiae, «eine fehlerfreundlichere Haltung. Das ist ja der Kern der Frohen Botschaft: dass Gott uns liebt, mit all unseren Schwächen.» Die Bibel sei ein lebensbejahendes Buch, sagt sie: «Gott wünscht sich, dass wir uns an seiner Schöpfung erfreuen. Und ich finde, wir sollten sie auch bestaunen, wie es die Kinder tun. Auch das kann man mit der Clownerie wieder üben.»
 
Herzlich, Markus Baumgartner
 
 
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