Kein Schweizer Jugendlicher stand seit letztem Sommer mehr in den Medien als der 18-jährige Carlos. Ein Seelsorger hat grossen Einfluss auf seine Wandlung.




 
 

Der Seelsorger von Carlos

Streetchurch-Pfarrer Markus Giger spielt wichtige Rolle

Eine wichtige Rolle im Leben des Jugendlichen mit dem Pseudonym Carlos spielt der Zürcher Jugendpfarrer Markus Giger (46), schreibt der «Blick». Bereits vor seiner Verhaftung im letzten August hatte Carlos ein enges Vertrauensverhältnis zu dem Geistlichen aufgebaut, der auch als Gefängnisseelsorger arbeitet. Giger ist Leiter der evangelisch-reformierten Streetchurch. Sie unterstützt schwierige und straffällige Jugendliche und versucht, ihnen eine neue Perspektive zu geben.

Carlos verbrachte, seit er im Alter von elf Jahren erstmals eingesperrt wurde, insgesamt rund fünf Jahre im Gefängnis oder in geschlossenen Anstalten. Bis im August letzten Jahres befand sich Carlos in einem Sondersetting mit Rundum-Betreuung u.a. mit Thai-Boxen, das pro Monat 29’000 Franken kostete. Er lebte in einer 4,5-Zimmer-Wohnung in Reinach BL. Obwohl er alle Auflagen erfüllte und seine Strafe abgesessen hatte, kam Carlos hinter Gitter. «Als der Zugriff erfolgte, führten Pfarrer Markus Giger und Carlos ein seelsorgerisches Gespräch», sagt Nicolas Mori, Sprecher der reformierten Kirche, gegenüber der «NZZ am Sonntag».


Markus Giger sagt rückblickend dem «Tages Anzeiger»: «Ich habe mich gegenüber dem Medienhype ohnmächtig gefühlt. Hätte ich nur über die Informationen der Leser verfügt, hätte ich wohl auch mit Unverständnis reagiert. Der öffentliche Aufschrei nährte sich an Berichten, die die Empörung zusätzlich aufschaukelten. Das Klima war so aufgeheizt, dass kaum je über Tatsachen und Hintergründe gesprochen wurde». Carlos sagt heute, dass er ein «anständiger und gläubiger Mensch» werden will, wie Blick.ch berichtet. Im neuen Sondersetting soll der 18-Jährige richtig schreiben und lesen lernen und einer handwerklichen Tätigkeit nachgehen. Helfen soll ihm dabei der Glaube an Gott. Der 18-Jährige lese regelmässig in der Bibel und bete täglich, sagt ein Freund von Carlos zu Blick.ch.


In einem früheren Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagte Pfr. Markus Giger über seine Arbeit mit straffälligen Jugendlichen: «Ich leide mit ihnen mit. Rückfälle und Beziehungsabbrüche schmerzen mich. Und bisweilen habe ich Angst um sie und fürchte, sie könnten trotz aller Bemühungen scheitern.» Giger besucht als Seelsorger seit 15 Jahren Jugendliche in Gefängnissen, wo immer wieder Gefangene durch das Evangelium verändert werden. Als Gesamtleiter der Streetchurch («love can do it»), einem Arbeitszweig der evangelisch-reformierten Landeskirche, hat er in Zürich einen Jugendgottesdienst mit dazugehörigem Sozialwerk aufgebaut.


Herzlich, Markus Baumgartner

 
 
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