Roland Decorvet war 23 Jahre in verantwortungsvollen Positionen bei Nestlé. Nun leistet er Freiwilligenarbeit als Geschäftsführer eines christlichen Spitalschiffs, das in Afrika die Bevölkerung medizinisch versorgt.





 
 

Als Nestlé-Direktor aufs Spitalschiff

Ein Manager wechselt die Seite

In Peking bewohnte die Familie ein luxuriöses Haus mit Koch und Chauffeur. Jetzt bezog Roland Decorvet (48) mit seiner Frau und den vier Töchtern ein 60-Quadratmeter-Quartier auf der «Africa Mercy». Das christliche Spitalschiff wird am 15. August von den Kanarischen Inseln aufbrechen und vor Benin Anker werfen, um die lokale Bevölkerung für zehn Monate medizinisch zu versorgen, schreibt das «Migros Magazin». Als Geschäftsführer des Schiffs ist Decorvet nicht nur für das Management des schwimmenden Spitals mit seinen 30 Ärzten und 100 Schwestern verantwortlich, an Bord leben und arbeiten rund 450 Personen. Es gibt eine Schule mit 55 Kindern, ein Hotel und Restaurants. «Wir haben eine eigene Bank, eine Post, sogar einen Starbucks, den einzigen auf einem Schiff. Wir sind fast schon eine kleine Stadt.» Er hat sich vorerst für 14 Monate verpflichtet. «Danach sehen wir weiter.»

Die in Lausanne gegründete Organisation Mercy Ships hat seit 1978 knapp 2,5 Millionen Menschen von Schiffen aus medizinisch geholfen und laut eigenen Angaben dafür mehr als eine Milliarde Dollar ausgegeben. Decorvet sitzt seit 2008 im Stiftungsrat von Mercy Ships. Die Verbindung zur Organisation geht allerdings schon auf seinen Vater zurück, einen Pfarrer und Missionar, der den amerikanischen Gründer Donald Stephens persönlich kennt. «Der bisherige Geschäftsführer des Schiffs übernimmt eine andere Leitungsfunktion in den USA. Da haben sie mich letztes Jahr angefragt, ob ich nicht übernehmen wolle», erzählt Decorvet, der zu diesem Zeitpunkt in Peking war, aber nach einer Veränderung suchte. «Ich wollte schon länger etwas Neues machen, etwas, bei dem ich das Ergebnis meiner Arbeit ganz unmittelbar zu sehen bekomme.» Hinzu kommt, dass er ohnehin enge Beziehungen zu Afrika hat. Als Kind hat er vier Jahre im Kongo (damals Zaire) gelebt, wo sein Vater Missionar war. Und seine Frau Carol (39), eine Pfarrerstochter, kommt ursprünglich aus Madagaskar. Also sagte er zu.


Als Nestlé-Direktor fand sich der Waadtländer Ökonom immer wieder im Fokus von Hilfswerkkritik, nun arbeitet er selbst für eines. Aber er sieht darin gar keinen so scharfen Gegensatz. «Ich sage nicht, dass Nestlé alles gut und richtig macht, aber ich selbst habe immer versucht, Kapitalismus und Entwicklungshilfe zu kombinieren.» So habe er als Länderchef in Pakistan und China ganz bewusst funktionierende landwirtschaftliche Strukturen aufgebaut, von denen auch die lokalen Bauern profitieren, inklusive Ausbildungsprogramme speziell für Frauen.


Herzlich, Markus Baumgartner

 
 
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