Er tut es wieder: Nachdem er als «Gallus»-Pfarrer drei Monate im Wald lebte, verbrachte er nun eine Woche auf der Strasse – vom Einsiedler zum Bettler. Pfarrer als ObdachloserWald-Pfarrer geht auf die StrasseBegleitet von einem Theologen, einer Therapeutin und noch einer Person verbrachte Patrick Schwarzenbach vier Tage als Obdachloser in den Gassen von Bern - ohne Geld, Telefon, Schlafsack oder Gepäck. Er hatte die Idee zum Projekt «Street Retreat» (Strassenrückzug), schreibt die «Berner Zeitung». Im Vorfeld berichteten auch Blick, 20 Minuten, das St. Galler Tagblatt und verschiedene Radios wie «Life Channel» darüber.«Beim Projekt ging es darum, eine Woche weg aus seiner gewohnten Umgebung zu sein», sagt der evangelisch-reformierte Pfarrer. Schwierige Situationen auszuhalten und an seine Grenzen zu stossen, gehöre bei dem Unterfangen dazu, sagt der 29-Jährige: «Mit dem Projekt sollten die Teilnehmer einen Perspektivenwechsel erfahren.» Um keinem echten Obdachlosen den Schlafplatz in der Notschlafstelle abspenstig machen, disponierte er um. Tagsüber lebten die Teilnehmer auf der Strasse, in der Nacht übernachteten sie im Kirchgemeindehaus der Berner Friedenskirche. Zu manchen Beschäftigungen wie Nachtessen, Andacht oder Übernachten traf sich die ganze Gruppe. Den Rest des Tages verbrachten die Teilnehmer alleine. Manche suchten in dieser Zeit das Gespräch mit Obdachlosen oder Passanten. Andere nutzten die freie Zeit, um sich ihr Essen zu erbetteln. Sie habe aber nicht den ganzen Tag gebettelt, sagt eine 31-jährige Teilnehmerin, die im realen Leben als Therapeutin arbeitet. Nur so lange, bis sie genug Geld für ihr Essen zusammenhatte. 20 Franken in zwei Stunden zu erbetteln, sei möglich gewesen, sagt sie. Ein Teilnehmer mit abgeschlossenem Theologiestudium hat sich für die Woche auf der Strasse zwei Kartonschilder gebastelt. «Brauche Geld für Bier» – mit dieser provokativen Variante hatte er mehr Erfolg als mit dem anderen, mit dem nach einem Kaffee fragte. Immerhin sei er ehrlich, hätten ihm viele Passanten gesagt. Die Gruppe um Pfarrer Patrick Schwarzenbach zieht nach der Woche auf Berns Strassen ein positives Fazit. «Die Berner sind menschlich und haben ein grosses Herz», sagt er. Den Betrag, den sie erbettelt haben, wollen sie einer gemeinnützigen Institution spenden. Patrick Schwarzenbach leitet bei der ref. Kirche in St. Gallen die Projektstelle «Spirituelles Leben mit jungen Erwachsenen». Zudem doktoriert er am Ethischen Institut der Universität Zürich zum Thema Gelassenheit und befindet sich auf dem Weg der Kontemplation. Herzlich, Markus Baumgartner P.S. Das «Dienstagsmail» ist heute fünf Jahre alt. Dies ist die Ausgabe Nr. 260. Ich bedanke mich für alle Lesetreue und für alle Reaktionen und Feedbacks, die ich jeweils erhalte. |
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