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Mutter Teresa aus der OstschweizGründerin der «Indienhilfe» bis ins hohe Alter engagiertRegelmässig unternimmt Gritli Schmied die beschwerliche Reise nach Westindien: Flieger nach Bombay, Weiterflug eine Stunde nach Vadodara, anschliessend vier Stunden im Jeep nach Jobat. Dort dann vier Wochen, in denen sie sich keine Ruhe gönnt. Sie besucht die beiden Waisenhäuser, den Kindergarten, das Altersheim, die Milchküche ihrer Organisation «Indienhilfe» und lässt sich von den Mitarbeitern berichten über die vergangenen Monate. Bisweilen ist auch ein Brunnen einzuweihen. Über 50 davon hat die Indienhilfe bereits in der Region gebaut, schreibt das Ostschweizer Magazin «anzeiger».
Immer wieder wird Gritli Schmied unterwegs angesprochen von Frauen und Männern, die einst als Waisen in den Heimen der Indienhilfe aufwuchsen und die ihr nun ihre eigenen Kinder vorstellen. Dann freut sie sich zu sehen, wie ihre Arbeit Früchte trägt. Über 30 Angestellten bietet die Indienhilfe in Jobat Arbeit, mit der sie ihre Familien ernähren können. Getragen wird das Hilfswerk ausschliesslich von privaten Gönnern und Spendern in der Schweiz. 2005 hat sie die Indienhilfe in eine Stiftung umgewandelt. Ein mehrköpfiger Stiftungsrat unter Leitung von Gritli Schmieds ältestem Sohn entlastet die Gründerin und soll den Fortbestand des Werks garantieren
In den 1960er-Jahren gewann sie bei einem Illustrierten-Wettbewerb eine Weltreise. In Kalkutta ist sie erschüttert vom Elend der Strassenkinder. Wieder daheim geht sie nachts Büros putzen; als sie 5000 Franken zusammengespart hat, kehrt sie drei Jahre später nach Kalkutta zurück. Ein Pater sagt ihr: «Sie schickt der Himmel, ich hätte mein Waisenheim mangels Geld schliessen müssen.» Eine Weile arbeitet Gritli Schmied bei Mutter Teresa. Dann erfährt sie durch eine Ärztin vom Elend der Adivasi in Madja Pradesh. Daheim hat sie mittlerweile allein durch Mund-zu-Mund-Empfehlung ein Netz von treuen Spendern aufgebaut.
Gritli Schmied ist das Herz und die Seele des Werks. Längst hat sie - learning by doing - nicht nur Englisch, sondern auch Hindi und Bhil, den Dialekt «ihrer» Adivasi, gelernt. Die Menschen vertrauen ihr, lieben sie, schliessen sie in ihre Gebete ein, wie sie schmunzelnd erzählt. Mit ihrer zupackenden, humorvollen Art meistert sie auch schwierige Situationen.
Herzlich, Markus Baumgartner
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