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Das Thema Suizid im letzten «Dienstagsmail» hat viele Reaktionen ausgelöst. Es hat mit dem weiteren Tod eines prominenten Managers in der Schweiz, Zurich-Finanzchef Pierre Wauthier, weitere Aktualität erhalten.
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Manchmal brauchst du einen EngelSuizid ist ein Tabuthema in der christlichen EthikZwischen 15’000 und 25’000 Suizidversuche finden in der Schweiz jährlich statt. Über 1’000 Personen kommen dabei jedes Jahr ums Leben. Damit sterben in der Schweiz viel mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle pro Jahr. Eine gute Nachricht an die Manager hatte die «Aargauer Zeitung»: Berufe in der Führung der Privatwirtschaft weisen nur ein geringes Suizidrisiko auf. Zu diesem Schluss kommt der deutsche Mediziner Thomas Lochthowe in seiner Dissertation an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Ebenfalls nur geringfügig suizidgefährdet sind Pfarrer und Ingenieure, wie der Dissertation weiter zu entnehmen ist.
Zwei Feedbacks auf das letzte «Dienstagsmail» sind besonders wertvoll: Eines zum Wort «Selbstmord». Dazu schrieb ein Pfarrer: «’Mord’ klingt in meinen Ohren nach einer bewusst geplanten Vorgehensweise. Das dürfte der Verzweiflung, die bei den Betroffenen in vielen Fällen dahinter steht, kaum gerecht werden.» Von ihm kommt auch noch ein ausgezeichnetes Zitat von Diedrich Bonhoeffer: «Nicht das Recht auf Leben, sondern die Gnade, noch weiter leben zu dürfen unter Gottes Vergebung, vermag gegen diese Versuchung zum Selbstmord zu bestehen. Wer aber wollte sagen, dass Gottes Gnade nicht auch das Versagen unter dieser härtesten Anfechtung zu umfassen und zu tragen vermöchte?»
Das zweite Feedback war sehr persönlich. Die Frau schrieb: «Ich habe ein paar Mal versucht, mir das Leben zu nehmen. Heute kann ich sagen: Glücklicherweise hatte ich in dieser Zeit einen Menschen, der mich immer wieder davon abgehalten hat.» In unserer Gesellschaft kann ein Mensch derart einsam sein – und gerade Carsten Schloter war sicher einsam –, dass dieser Mensch sich von Gott und der Welt verlassen glaubt. Die Frau erinnerte an die Geschichte des Propheten Elia in der Wüste (1. Kön.19,4-20), der in einem fast depressiven Zustand von einem Engel versorgt wurde. Die wirkliche Frage ist daher: Wo ist dein Seelen-Sorger? Wo ist dein Engel? Ist ein Engel da, der Mitgefühl, Liebe, Verständnis, Essen, ev. Medikamente oder Therapie vermitteln kann?
In diesem Zusammenhang bin ich am Sonntag bei einem Spaziergang im Schaufenster einer Kirche auf das Gebet «Auf guten Wegen» von Pfr. Klaus Nagorni gestossen. Es passt ausgezeichnet zu dieser Thematik und es ist ein Wunsch an alle Menschen, speziell an Menschen in persönlicher Not:
Wir bitten dich, Gott, für alle Menschen,
die auf den Wegen ihres Lebens unterwegs sind,
behüte und bewahre sie,
lass sie gute Begleiter finden,
die ihnen helfen und zur Seite stehen,
schenke ihnen Ausdauer und langen Atem,
damit sie ihren Weg nicht aus den Augen verlieren,
schenke ihnen Orientierung, damit sie sich nicht verlaufen,
gib ihnen Mut und Hoffnung und die Gewissheit,
dass du am Ende aller Wege auf sie wartest.
Herzlich, Markus Baumgartner
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