Zwei alte Männer standen in den letzten Wochen vermehrt in den Schlagzeilen: Der eine, weil er gestorben ist. Der andere, weil er in ein hohes Amt gewählt wurde. Sie haben etwas Gemeinsames.





 
 

Euer Bruder Franz

Von Max Bolliger, Jorge Bergoglio und Franziskus


Max Bolliger beherrschte die grosse Kunst des Erzählens. Er suchte stets das einfache, tragende Wort. Nun ist der Kinderbuchautor und Lyriker, 83 Jahre alt, im Frühjahr gestorben.
Seine Texte für Bilderbücher waren zugleich Gedichte. Auch als Lyriker sah sich der 1929 in Schwanden GL geborene Autor. Seine Gedichte waren wie seine Geschichten beseelt davon, sich der Wahrheit erzählend anzunähern. Bolliger vermittelte Werte: «Diese werden durch Geschichten, nicht durch Theorien übermittelt», sagte er.

Max Bolliger arbeitete als Dorfschullehrer, später liess er sich zum Heilpädagogen ausbilden und unterrichtete zehn Jahre lang Sonderklassen. Da ihm das Fach Biblische Geschichte Mühe machte, begann er, in der Bibel zu lesen. In seinem Elternhaus «war Religion kein Thema» gewesen. Bolliger entdeckte die Bibel als das Buch, in dem alles steht, «was die Menschen bewegt». 1953 veröffentlichte er erste Gedichte. Ab 1968 arbeitete er als freier Schriftsteller, schrieb zudem Drehbücher und erfand für das Schweizer Fernsehen das «Spielhaus».

Neben seinen Gedichten und kurzen Erzählungen, die oft als Bilderbuchtexte dienten, bildet die Nacherzählung biblischer Geschichten einen Schwerpunkt seines Werks. Diese Arbeit brachte ihm neben vielen anderen Auszeichnungen 1994 den Ehrendoktortitel der Theologischen Fakultät der Universität Zürich ein. Seine Spiritualität spricht aus seinen Nacherzählungen: In «Jesus» (1982) setzt sich das Osterwunder in der Erzählung fort: «Jesus lebte in seinen Jüngern weiter.» Was sie über ihn hörten, «stärkte sie, an ihrem christlichen Glauben festzuhalten». Die Kraft des Glaubens liegt in der Erzählung, die zur Nachfolge befähigt. Max Bolliger war in seiner Bescheidenheit auch ein grosser Theologe.


Jorge Mario Bergoglio hat sich eher überraschend den Namen Franziskus zugelegt. Als Jesuit hätte er auch den Namen des jesuitischen Ordensgründers Ignatius wählen können. Nun scheint der Name Franziskus zum Programm des neuen Papstes zu werden. Zu ihm hat Max Bolliger das Buch «Euer Bruder Franz» (Jordan Verlag, CHF 19.95, ISBN 978-3-906561-49-3) geschrieben. Die Tatsachen und Geschichten aus dem Leben des Franz von Assisi gelten als das beste Franziskus-Buch im deutschsprachigen Raum. Bolliger erhielt seinerzeit dafür den katholischen Jugendbuchpreis der Deutschen Bischofskonferenz.

Herzlich, Markus Baumgartner

 
P.S. Mehr über den neuen Papst werde ich am Dienstagsmail-Fest am 24. Mai 2013 in Zürich erzählen. Dazu sind Sie herzlich eingeladen (siehe Beilage). Auf ein Treffen würde ich mich freuen.
 
 
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