Die Selbsttötung von Swisscom-CEO hat die Schweiz aufgerüttelt. Die Story erhält laufend neue Details. Für Christen bleibt bei diesem Tabuthema die Frage: Ist Selbstmord erlaubt?




 
 

Dürfen Christen Selbstmord verüben?

Suizid von Swisscom-CEO Carsten Schloter hallt nach

«Warum?» fragt das Wirtschaftsmagazin «BILANZ» auf der Titelseite ihrer neusten Ausgabe. Auch Wochen nach dem Selbstmord von Swisscom-CEO Carsten Schloter rüttelt der Suizid des bekannten Managers auf: Wieso bringt sich ein Mann mit diesen Qualitäten um? Der von Frau und drei Kindern getrennte Familienvater habe die Trennung nie überwunden. Er habe seit Wochen nicht mehr schlafen können. Er habe sich mit seinem Verwaltungsratspräsidenten einen «Zermürbungskrieg» geliefert. Letztlich wissen wir gar nichts und viele Fragen bleiben offen.

In allen Zeitaltern haben Priester, Dichter und Philosophen über den Selbstmord nachgedacht. Der im 2. Weltkrieg von Nazis umgebrachte Theologe Dietrich Bonhoeffer hat den Selbstmord verworfen: «Es gibt keinen anderen zwingenden Grund, der den Selbstmord verwerflich macht als die Tatsache, dass es über den Menschen einen Gott gibt. Diese Tatsache wird durch den Selbstmord geleugnet.» Ausführlich hat sich Theologe Karl Barth über den Selbstmord geäussert. Zwar bekennt auch er sich zu der für die christliche Selbstmord-Lehre zentralen Aussage: «Das Leben des Menschen gehört nicht ihm, sondern Gott.» Doch betrachtet Barth den Selbstmord nachsichtiger als Bonhoeffer. So hat Barth sehr ernsthaft die Ansicht in Betracht gezogen, dass ein in demonstrativer Absicht begangener Selbstmord gut und nützlich sein könnte.


1942 brachte sich der evangelische Liederdichter Jochen Klepper um – zusammen mit seiner jüdischen Frau und seiner Familie, nachdem ihnen jede Flucht aus Deutschland unmöglich erschien. 1976 war es Pfarrer Oskar Brüsewitz, der sich in Zeitz bei Leipzig verbrannte, um gegen die Diskriminierung von Christen in der DDR zu protestieren. 1989 nahm sich Siegfried Wiesinger, der Leiter der Christoffel-Blindenmission, nach einer Medienkampagne gegen ihn das Leben. 2010
hat sich der gottesfürchtige schwäbische Unternehmer Adolf Merckle vor einen Zug geworfen. Die Finanznöte seiner Firmen hätten ihn gebrochen.

Im Alten Testament steht das sechste Gebot «Du sollst nicht töten» (2. Mos. 20, 13). Trotzdem haben in der Bibel sieben ganz unterschiedliche Menschen Selbstmord verübt: Es sind dies Abimelech (Richt. 9, 52-54), Richter Simson (Richt. 16,25-30), dann Saul als erster König von Israel (1. Sam. 31,4), auch Sauls Waffenträger (1. Sam. 31,5), dann der Königsberater Ahitofel (2. Samuel 17,23), der Putsch-König Simri (1. Könige 16,18) und schliesslich der Verräter Judas Ischarioth (Matthäus 27,5). Jesus dagegen sagte (Joh. 14,19): «Ich lebe und ihr sollt auch leben.» Dazu würde ich gerne eine Predigt hören oder lesen.


Herzlich, Markus Baumgartner

 
 
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