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Das zweite Leben der KirchenbänkeNeue Bestimmung für alte GegenständeWer im Januar einen Spaziergang durchs Luzerner Maihofquartier machte, wäre etwas erstaunt gewesen: In manchem Garten steht eine über sechs Meter lange Bank aus über 70-jährigem Tannenholz und hinten ein klassisches Kniebänkli, das an lange Minuten im Gottesdienst erinnert. Es ist eine Kirchenbank, die in den Gärten steht. Sie stammen aus der Pfarrkirche St. Josef-Maihof, berichtet die «Neue Luzerner Zeitung».
Doch was hat es mit den Kirchenbänken in den Gärten auf sich? Die Erklärung ist einfach: Die Pfarrei St. Josef-Maihof hat im Rahmen einer Renovierung die Kirchenbänke durch Stühle ersetzt – so kann der Raum nun multifunktional genutzt werden. Die Kirchenbänke aus dem Jahr 1941 aber haben ausgedient. «Doch die Geheimnisse, die in den vielen Jahren in ihr Holz gesickert sind, sollen an einem anderen Ort weiterleben und zum Innehalten einladen», schreibt Pfarreileiter Franz Zemp im lokalen Pfarreiblatt: «Ihr Leben sind die Menschen, die auf ihnen gebetet, gelitten, gehofft oder sich gelangweilt haben.» An diese Menschen sollten die Bänke denn auch verkauft werden – zu einem Preis, den jeder selbst bestimmen konnte. Franz Zemp bot aber einen Deal an: Für 300 Franken konnte symbolisch einer der neuen Stühle gekauft werden. Symbolisch deshalb, weil kein Anspruch auf ebendiesen Platz besteht.
Doch zurück zu den Bänken: Die einen Käufer wollten eine ganz bestimmte Bank, beispielsweise Nummer zwölf oder die Beichtbank, sagt der Pfarreileiter. Probleme, die Bänke loszuwerden, hatte Zemp keine: «Ich hätte noch mehr verkaufen können.» 25 der 30 Bänke hat er verkauft, die übrigen lässt er von einer Künstlerin bemalen und stellt sie dann auf das Areal der Maihof-Kirche.
Den weitesten Weg hat eine Bank zurückgelegt, die jetzt auf einem Bauernhof im Toggenburg steht. Die meisten Käufer wohnen aber im Maihofquartier. So auch Familie Wolf Zihlmann: «Die Bank ist für uns eine Erinnerung an die Zeiten in der Kirche, wo unsere Kinder ministriert haben», sagt Vater Andy Zihlmann. So wie die Kirche wird nun auch die Bank multifunktional genutzt: zum Relaxen für die Kinder etwa, als Leseort von Mutter Michèle. Oder um sich wie Andy noch einmal hinten aufs Kniebänkli zu setzen – und sich vielleicht auch einfach mal zu langweilen.
Herzlich, Markus Baumgartner
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