Nonnen als Fussballfans

Göttliche Lebensfreude kann auch Fussball-Begeisterung sein

Es war in der 17. Spielminute, ein Tor war noch keines gefallen zwischen dem FCB und dem FC Sion, da schwenkte die Kamera des Schweizer Fernsehens vom Rasen in die Zuschauerreihen im Joggeli. Auf zwei Nonnen, die sich  – mit Schal die eine, mit Käppi die andere – eindeutig als FCB-Fans zu erkennen gaben. «O, da gibts noch Unterstützung von oben», sagte TV-Kommentator Sascha Ruefer verblüfft.
Die Basler Online- und Wochenzeitung „Die TagesWoche“ hat sie aufgespürt: Schwester Sabine und Schwester Martha vom Diakonisenhaus in Riehen (www.diakonissen-riehen.ch). Nein, sagt Schwester Sabine am Telefon, sie habe keine Zeit für ein Treffen, ohnehin sei Schwester Martha der grössere Fan und vielleicht sei sie bereit. Sie war und kommt mit dem Velo, den FCB-Schal in der Tasche.
Der FCB, sagt die 66-Jährige, sei ihr als eine, die in Basel aufgewachsen ist, natürlich immer schon ein Begriff gewesen. Aber so richtig dafür zu interessieren begann sie sich vor gut zehn Jahren. Seither schaut sie – «wenn ich Zeit habe»– fast jeden Match im Fernsehen. Eine Expertin sei sie nicht gerade, aber ein bisschen informiert schon. «Über Abseits, Eckball und solche Sachen.» Manche würden vielleicht denken, das Leben als Christ und insbesondere als Ordensschwester sei eng und langweilig, «aber ich erlebe das nicht so. Gott schenkt erfülltes Leben, so steht es auch in der Bibel, und so ist es meine Erfahrung». Zu dieser göttlichen Lebensfreude könne dann durchaus auch die Begeisterung an einem FCB-Match gehören.
Im Stadion war sie am Mittwochabend zum ersten Mal, eine Bekannte habe sie und Schwester Sabine eingeladen. Dass es ausgerechnet dieses Spiel sein sollte, «das war schon toll». Und sie wusste natürlich, wie wichtig es für den FCB war. «Nach diesem schwierigen Start in die Saison.» Selbstverständlich habe sie gebetet, sagt Schwester Martha, dass dem FCB die Wende gelingen würde. «Man kann mit Gott über alles reden, auch über Fussball.»
Beeindruckend sei es gewesen, sagt Schwester Martha, diese vielen Menschen. Und die Gesänge aus der Muttenzer-Kurve, «Choräle, fast wie in einem Gottesdienst». Man habe sie noch vorgewarnt, es werde schlimm geflucht in einem Fussballstadion, aber sie habe das nicht so empfunden. «Zwischendurch fluchte schon mal einer, aber ganz so schlimm, wie man mir vorher sagte, war es nicht.» Sie sei auch nicht so schnell schockiert, schliesslich habe sie über sechs Jahre in einer Fabrik gearbeitet und kenne auch die raueren Seiten des Lebens. «Und wenn jemand so flucht, dann spreche ich innerlich einen Segen für ihn.»
Herzlich, Markus Baumgartner
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