Malen, um Christus zu ehren

Ikonen als Anschauung biblischer Geschichten

Im Atelier-ähnlichen Raum mit der grossen Fensterfront herrscht eine beinahe andächtige Stille. Fünf Frauen und vier Männer sitzen in einer Reihe an Pulten und geben ihren Ikonen den letzten Schliff. Mit feinen Marderhaar-Pinseln arbeiten sie konzentriert Gesicht und Frisur von Christus aus, verleihen Schattierungen und Ausdruck, und staunen immer wieder selbst über die einzigartigen Kunstwerke, schreibt das «St. Galler Tagblatt». Die Kursleiterin Susanne Guler steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite: Die Wiler Ikonographin erklärt, zeigt vor, greift auch selbst immer wieder zum Pinsel und füllt die kleinen Farbschälchen auf. Dabei streut sie Fachwissen und religiöse Hintergründe ein, so etwa den Grund, warum Ikonen nie signiert werden: «Wenn ich eine Ikone male, bin ich nur ein Werkzeug; mein Pinsel wird von Gott oder einem Engel geführt.»
Susanne Guler malt seit 35 Jahren Ikonen und gibt Kurse in der Schweiz und in Österreich. Nach ihrem Referat Anfang Juni «Ikonen – in Farbe gemaltes Evangelium» traf sich Anfang Juli die ökumenische Ikonen-Malgruppe von Montag bis Freitag jeden Abend im Evangelischen Pfarrhaus in Wil SG. Getragen wurden beide Anlässe durch die Evangelische und Katholische Kirchgemeinde Wil. Unter schrittweiser Anleitung malten die Kursteilnehmenden eine griechische Christus-Ikone. Auf von der Kursleiterin mit Kreidegrund vorbereiteten Holzbrettchen ritzten sie die Konturen der Figur.
Was bewog die Teilnehmer zum Ikonen-Malen? Pfarrer Peter Gutknecht erklärt: «Da ich selbst einige Ikonen besitze, möchte ich die verschiedenen Arbeitsschritte der Entstehung nachvollziehen können. So kann ich sie besser estimieren.» Nancy Lingenhöle aus Wilen bezeichnete das Ikonen-Malen als spirituelle Erfahrung: «Es gibt mir viel, ich werde ganz ruhig dabei und finde es einfach wunderschön, dass ich die Chance habe, so etwas zu schaffen.» Serafim Savvidis aus Sirnach war schon immer von Ikonen fasziniert: «Wegen meines kulturellen und religiösen Hintergrunds – ich bin griechisch-orthodoxen Glaubens – waren Ikonen schon immer wichtig für mich. Ich will malen, um Christus zu ehren.»
Herzlich, Markus Baumgartner
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