Leben wie vor 1400 Jahren

Pfarrer lebt als «Gallus 2.0» allein im Wald

Der Legende nach wohnte der St. Galler Stadtgründer, der Wandermönch Gallus, als Einsiedler im Wald, dort wo heute der Dom steht. Der in Zürich aufgewachsene 28jährige Patrick Schwarzenbach macht es ihm gleich und lebt drei Monate allein im Steineggwald. Im Rahmen des Gallusjubiläums will der Pfarrer und Doktorand hier als «Gallus 2.0» leben, meditieren und lesen. Sein Start als Einsiedler im Dauerregen war hart. Mit dabei hat Patrick Schwarzenbach, der als Jugendpfarrer bei der evangelischen Kirche arbeitet, Biwakblachen, Gaskocher, Proviant – und Bücher: «Textstudium und Spiritualität sind wichtig bei meinem Trip.» Bei dem Projekt, das im Rahmen des Gallusjahres 2012 läuft, will er sich aus dem Alltag ausklinken und «wahre Bedürfnisse erkennen».
Wer will, kann Schwarzenbach besuchen und mit ihm diskutieren, meditieren und arbeiten (www.gallus2punkt0.ch). Bis zu zwölf Leute können auch im Wald übernachten. Sie müssen eigenen Proviant und ein Zelt mitbringen. Gelesen werden philosophische und religiöse Texte, aber: «Alter und Konfession meiner Besucher sind egal, jeder kann kommen.» Nebst Spiritualität kümmert sich Schwarzenbach um alltägliche Dinge: «Holzsammeln wird viel Zeit in Anspruch nehmen.» Und einmal pro Woche wird er nach St. Gallen wandern und sich mit Lebensmitteln eindecken.
«Ich mache keine Survival-Übung!», sagt er gegenüber dem Regionaljournal von Radio DRS, das ihn dort in der Hütte im Wald bei strömendem Regen besucht hat. Dass sein Projekt wegen zivilisatorischem Luxus wie Gaskocher, Biwak Blachen und Handy kritisiert wird, das stört den Jungpfarrer wenig. Natürlich lebe er nur mit dem Nötigsten, soweit dies möglich sei. Es gehe ihm vielmehr um den Rückzug in die Stille als um die Überlebensübung. Darüber berichteten auch «20 Minuten» und das «St. Galler Tagblatt».
Am meisten vermisse er die warme Dusche und die sozialen Kontakte. Das Alleinsein sei eine grosse Mutprobe. Das aber sei der Sinn dieses Projekts. Er wolle sich ganz bewusst seinen Ängsten stellen, meint Schwarzenbach weiter. Und er freue sich über jeden Besuch. Ein zentraler Teil seines Lebens im Wald werde der Austausch und das gemeinsame Erleben von Spiritualität mit den Gästen sein. Allerdings ist der Besuch in der ersten garstigen Woche spärlich ausgefallen.
Herzlich, Markus Baumgartner
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