Geschichten aus dem Alltag

Wie eine Frau mit Jesus diskutiert

Im Supermarkt befingert eine Frau verstohlen Nektarine um Nektarine, bevor sie die eine und andere Frucht in den Einkaufskorb legt. Eine ärgerliche Beobachtung, die Dorothee Bertschmann in ihrem Büchlein «Frau W. diskutiert mit Jesus» festhält. Doch die Theologin, die von 2003 bis 2007 als reformierte Pfarrerin in Sumiswald gearbeitet hat, schafft es, in der Alltäglichkeit einen Bogen zu schlagen zu Gott und zum Glauben, schreibt die «Berner Zeitung». Am Ende dieser Kurzgeschichte kommt sie zur Einsicht, dass es sich lohnt, wählerisch zu sein und nicht unbesehen alle geistlichen und geistigen Einflüsse zuzulassen. «Das Angebot an wahrhaft Gutem, das Gott bereithält in Schöpfung, Kultur und anderen Menschen, ist gross genug», stellt sie fest.
Als Dorothee Bertschmann noch Pfarrerin im Emmental war, schrieb sie für zwei Zeitungen Kolumnen. Dafür schuf sie die Kunstfigur Frau W., aus deren Leben sie fortan regelmässig berichtete. Bertschmann benutzt die Szenen, um auf Gottes Spuren und Botschaft hinzuweisen. Die Sammlung von 21 besinnlich-heiteren Texten ist jetzt in Buchform erschienen. Sie werden angereichert mit witzigen Illustrationen des Pfarrers Heiner Schubert, den die Autorin in der Kommunität Don Camillo Montmirail kennen gelernt hat. Unter dem Titel «Evangelo Secondo Schubert» werden seine gezeichneten Bibelgeschichten regelmässig vom Fernsehen der italienischen Schweiz sowie von France 2 ausgestrahlt. Aus dieser Zusammenarbeit entstand ein fröhliches und zum Nachdenken anregendes Büchlein mit Geschichten über Gott und die Welt.
Die Geschichten zeigen: Gott lässt sich im Alltag finden - im Streit mit dem Nachbarn genauso wie in einem Moment puren Glücks. Und umgekehrt erzählt der Alltag von Gott: Eine halbreife Nektarine, ein Kratzer am neuen Auto - alles kann zum Bild und Wegweiser für Gottes gute Nachricht werden. Zum Buch: Dorothea Bertschmann: «Frau W. diskutiert mit Jesus», Theologischer Verlag Zürich, 80 Seiten, CHF 20.
Heute ist die Autorin Doktorandin in Durham (England). Sie war Mitherausgeberin des Neukirchener Kalenders und schreibt regelmässig für die Zeitschrift «Leben und Glauben». Sie gehörte als Vertreterin der Pfarrschaft des Amtes Trachselwald im nördlichen Emmental auch dem Koordinationskomitee des Täuferjahres 2007 an.
Herzlich, Markus Baumgartner
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