Der Gletscherpfarrer

Gottfried Strasser war Dorforiginal & Touristenattraktion

Die 4. bis 6. Klasse der Schule Bussalp hat mit Lehrer Walter Gottier eine originelle Ausstellung zum Gedenken an den vor 100 Jahren verstorbenen Pfarrer Gottfried Strasser zusammen gestellt. Für die Sonderausstellung im Grindelwald Museum (www.grindelwald-museum.ch) über das Leben und Wirken des «Gletscherpfarrers» von Grindelwald wurden sie von einem pensionierten Lehrer und einem Museumsverwalter unterstützt, schreiben die «Berner Zeitung» und die «Jungfrau Zeitung». Gottfried Strasser prägte die Zeit um die Jahrhundertwende in Grindelwald in fast unvorstellbarem Mass. Er war Vater von acht Kindern und mit einer Zürcherin verheiratet.
Neben seiner Tätigkeiten als Seelsorger, Prediger und Unterweisungslehrer hinterliess er Spuren als Dichter, Historiker, Journalist, Schulpräsident und Schulgründer. Weiter als Gründer verschiedener Vereine und Förderer des Fremdenverkehrs. «Die Aufzählung ist unvollständig», schreibt dazu Museumsleiter Marco Bomio. Eines der bekanntesten Werke von Strasser dürfte das «Grindelwaldlied» sein. Ein weiteres bekanntes Lied von Strasser ist dasjenige vom Trueberbueb. 1912 verstarb Pfarrer Strasser im Alter von 58 Jahren nach 33-jähriger Tätigkeit in Grindelwald.
Noch heute erinnert eine Gedenktafel an der reformierten Kirche an den vielseitigen Pfarrer. «Grindelwald hat diesem Mann viel zu verdanken», schrieb Rudolf Rubi in seinem Buch «Das Gletscherdorf». Fast alles, was heute in der Talschaft an sozialen, gemeinnützigen, kulturellen und auch wirtschaftlichen Einrichtungen zu finden sei, gehe in irgendeiner Weise auf dieses «Unikum von einem Pfarrer» zurück.
Er gründete den gemeinnützigen Verein, setzte sich für den Tourismus ein, organisierte Hochgebirgskurse für Bergführer und war selber aktiver Turner. Dazu war er Kommandant der Feuerwehr, Schulpräsident, Obmann der SAC-Rettungsstation, Feldprediger und Förderer der Berner-Oberland-Bahnen. Der «Gletscherpfarrer» war in Grindelwald eine regelrechte Touristenattraktion. So schrieb der Zürcher Nationalrat Johann Kaspar Baumann (1830–1896) einst: «nach Grindelwald gehen und den Gletscherpfarrer nicht gesehen und kennengelernt zu haben, würde für den Schweizer ungefähr die gleiche Bedeutung haben, wie wenn ein gläubiger Katholik nach Rom pilgerte und den Papst nicht gesehen hätte».
Herzlich, Markus Baumgartner
P.S. Ergänzung zu letzter Woche (vielen Dank für die Feedbacks!): Es gab vor zwei Jahren eine noch breiter angelegte und offiziell in Bern präsentierte Studie zu dieser Frage (FAKIR-Studie). Und der Landert-Bericht hat das für die Zürcher Kirche auch vor einiger Zeit schon geleistet. Auch hier das Fazit: Die Kirchen leisten einen grösseren Beitrag zur Gesellschaft als ihr über die Körperschaftssteuern zufliessen.
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