Pfarrer von Simi Ammann

Porträt über einen Pfarrer – mitten drin statt nur dabei

Er besucht Spiele des VfB Stuttgart, bestieg schon den Kilimandjaro und liess sich nicht nehmen, bei Simon Ammans Doppel-Olympiasieg eine Predigt über die Texte auf den Spruchbändern an den Häuser- und Scheunenfronten zu halten. Vor mehr als zehn Jahren – am 1. Advent 2000 – trat Martin Böhringer seine Pfarrstelle in der reformierten Kirchgemeinde Alt St. Johann an und fiebert jeweils mit, wenn Simi gegen den Himmel fliegt. Er kennt nicht nur ihn, sondern auch seine Familie, seine Verwandtschaft und das gesamte Umfeld.
Martin Böhringer ist ein Mensch, der gerne bei den Leuten ist. Kein Wunder, schrieb kürzlich eine Tageszeitung einfach so ein Porträt über den Pfarrer. «Fahren Sie gerne Ski? Wenn ja, dann treffen wir uns nicht im Pfarrhaus, sondern auf dem Chäserrugg», antwortete er auf die Frage, ob er für ein Porträt Rede und Antwort stehen würde. Das Wetter war prächtig, als besagtes Treffen mit dem « Toggenburger Tagblatt/St. Galler Tagblatt» Mitte Januar auf 2262 Metern Höhe stattfand. Als ältester von drei Brüdern ist Martin Böhringer 1959 in einem kleinen Weiler in Württemberg auf dem Bauernhof aufgewachsen. Hier seien die Wurzeln, von hier habe er seine Verbundenheit zur Schöpfung. Er begann das Theologie-Studium in Tübingen und wechselte nach wenigen Semestern nach Zürich, wo er die Studien 1985 abschloss.
Die Haustüren stehen meist offen, wo Martin Böhringer klingelt oder anklopft. Man setzt sich an den Küchentisch, in die Stube oder bei schönem Wetter auf den Sitzplatz im Freien. Das Gespräch beginnt bei der Familie, geht über den Beruf und die Aufgaben des Tages auch zu den Erfahrungen mit Kirche und Glauben. Manch gutes Gespräch auf der Skipiste möchte Martin Böhringer nicht missen. Ähnliches geschieht auch auf Velo- oder Wandertouren, beim Kaffee in der Beiz, auf der Alp. Besuche können überall stattfinden. Ja, ein ungewohnter Ort könne nochmals andere Türen öffnen. Wichtig sei dabei, dass er als Pfarrer wach und geistesgegenwärtig sei, um den Raum für Seelsorge zu öffnen: sich genug Zeit nehmen, wirklich am Erzählen teilhaben, zusammen mit dem Gegenüber Lösungen und Wege suchen. Auch als Pfarrperson werde man dabei immer wieder von Gottes Geist überrascht. In Liturgie und Predigt nimmt er dann Bezug auf das, was er in den Gesprächen diskutiert hat.
Es gibt drei Gründe, warum er im Toggenburg arbeitet und wohnt: «Weil die Kinder hier noch barfuss zur Schule gehen; weil die Kirchtürme noch höher sind als die Banken und weil nachts die Strassenlaternen abgeschaltet werden und es noch ganz Nacht werden kann.» Hier habe alles eine überschaubare Grösse, man komme mit allen Lebenssituationen in Berührung. In den Stunden auf dem Chäserrugg zeigt sich, dass Martin Böhringer ein Pfarrer «zum Anfassen» ist. Als es gegen die Mittagszeit geht und mehr und mehr Gäste ins Restaurant strömen, kommen auch immer mehr Bekannte und rufen «Hallo Martin», bleiben für ein kurzes Gespräch und gehen dann wieder ihres Weges.
Herzlich, Markus Baumgartner
 
P.S. Bitte Datum vormerken! Am Freitag, 11. Mai 2012, findet um 18 Uhr in Zürich das Dienstagsmail-Fest für alle Interessierten mit einem Award für die beste Öffentlichskeitsarbeit statt.
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