Pfarrer förderten Troubadour

Landesmuseum ehrt Chansonnier Mani Matter

Am 4. August 2011 wäre Hans-Peter «Mani» Matter 75 Jahre alt geworden. Er verstarb 1972 bei einem tragischen Autounfall auf dem Weg zu einem Konzert in Rapperswil. Mit seinem Witz und Einfallsreichtum, seiner Phantasie und Beobachtungsgabe sowie seiner sprachlichen Gewandtheit gehört Mani Matter zu den grossen Schweizer Liedermachern des 20. Jahrhunderts. Das Schweizerische Landesmuseum in Zürich zeigt noch bis zum 18. September 2011 sein Leben und Werk. Für den Ausstellungsrundgang wird erstmals das iPad eingesetzt.
Mani Matter hat mit «Noah» auch einen biblischen Text vertont. Und er hat seine kurze Karriere unter anderem zwei Berner Pfarrern zu verdanken: Zum einem war dies Klaus Schädelin (Autor von „Mein Name ist Eugen“). Das kam so: Als 13-jähriger begann sich Mani Matter für das französische Chanson zu begeistern. Vor allem die nur von der Gitarre begleiteten Lieder von Georges Brassens beeindruckten ihn stark und regten ihn zu eigenen Versuchen an. 1953 schrieb Mani sein erstes Chanson «Dr Rägewurm». Pfarrer Klaus Schädelin hörte ihn an einem Pfadiabend und war so begeistert, dass er Mani Matters Chansons auf Tonband aufnahm. Schädelin spielte sie Guido Schmezer vor, damals Ressortchef der Abteilung Unterhaltung bei Radio Bern, und so war Mani Matter 1960 zum ersten Mal am Radio zu hören.
Zum anderen wurde Mani Matter von Pfarrer Kurt Marti mitgeprägt. Dieser war nicht nur als Pfarrer tätig, sondern pflegte als Schriftsteller auch die Berner Mundart und trat manchmal zusammen mit Mani Matter auf. Kurt Marti hat der Mundartdichtung zu einem Innovationsschub verholfen und eine Renaissance der Dialektdichtung eingeläutet. Der Pfarrer hat die auch kirchliche Lyrik erneuert: Mit ihm hat die theologische Poesie zu einer modernen, zeitgemässen Sprache gefunden. Kurt Marti trat 1970 zusammen mit Mani Matter und 20 weiteren Autoren aus Empörung aus der nationalen Berufsorganisation der Schriftsteller aus und gründete die «Gruppe Olten». Nach dem Tod Mani Matters hielt Kurt Marti 1972 seine Abdankung.
Es wäre doch schön, wenn Pfarrer auch heute noch solche Talente fördern könnten!
Herzlich, Markus Baumgartner
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