Kurs über Koran und die Bibel

Pfarrer unterrichtet in der Klubschule Migros

„Über die wichtigen Sachen sollen wir uns ein eigenes Urteil bilden. Das gilt besonders auch für die Grundlagen des Glaubens.“ Das ist das Thema eines dreiteilige Kurses der Bibelgesellschaft Ostschweiz (www.bibelos.ch), der von Pfarrer Dr. Bernhard Rothen (Hundwil) durchgeführt wird. Er findet im Januar und Februar in der Migros-Klubschule im Hauptbahnhof St. Gallen statt. Der Kurs will Einblick geben in Fakten und dazu beitragen, das Fremde besser zu verstehen und zu zeigen, was uns prägt: Was bewirkt das Evangelium für uns und unsere Gesellschaft? Wo sind selbstkritische Rückfragen an uns angebracht?
Dieser Kurs sprang der Zeitung „Ostschweizer Anzeiger“ in die Augen: Bernhard Rothen  durfte darüber einen Bericht schreiben: „Wir können es uns heute nicht mehr leisten, mit einfachen Vorurteilen über die Religionen zu urteilen. Die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen Bibel und Koran sind auch für unser Land und seine Zukunft von weitreichender Bedeutung“, schreibt Rothen.
Und weiter: „Der Islam sei gewalttätig, behaupten die einen. Nein, er sei ganz friedlich, sagen andere. Das Christentum habe die Liebe in die Welt gebracht, meinen viele. Falsch, widersprechen andere: Die Kreuzzüge bewiesen, wie gewalttätig es sei. Bequeme Vorurteile, denen man bei einem Kurs ganz einfach auf den Grund gehen kann.“ Wer «das» Christentum mit «dem» Islam vergleiche, könne nur grobe und ungerechte Urteile fällen. „Was sich aber fassen lässt, sind die beiden Bücher, die den Christusgläubigen und den Muslimen heilig sind: die Bibel und der Koran. Es sind die Bücher, die weltweit am meisten gelesen werden“, erklärt Rothen.
Die Hauptperson im Koran sei Mohammed: Er hat in Mekka als religiöser Visionär Anstoss erregt und musste nach Medina fliehen. Dort ist er zu einem überaus geschickten, wo nötig auch gewaltbereiten politischen Strategen geworden. In wenigen Jahren hat er seine Volksgenossen zu einer handlungsfähigen Gemeinschaft vereint. Er hat den innerweltlichen Erfolg gesucht und gefunden.
Die Hauptperson in der Bibel ist Jesus. Er hat als Wanderprediger und Wunderheiler das Vertrauen vieler Menschen gewonnen. Doch er wollte nicht mit den Erwartungen der Menschen seine Macht etablieren. Er wollte viel radikaler den geheimnisvollen Frieden stiften, den die Propheten lange vor ihm seinem Volk versprochen hatten. Dazu musste er, wie er sagte, von den Mächtigen verworfen werden und leiden und sterben und auferstehen.
Bibel und Koran erheben beide den Anspruch, dass ein verborgener Gott in ihnen sein Wort an die Menschen richtet. Beide Bücher wollen den Menschen Erkenntnisse vermitteln, die sich mit der blossen Vernunft nicht überprüfen lassen. Beide wollen die Menschen in ihrem Innersten gewinnen und ihre Hingabe wecken. In beiden Büchern haben feinsinnige Denker und hochbegabte Künstler einen immer noch tieferen Sinn gefunden. Beide Bücher haben wunderbare Liebeswerke inspiriert. Beide sind gebraucht und missbraucht worden für grausame Machtkämpfe.
Paul Bernhard Rothen ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Er war Pfarrer in Zweisimmen im Berner Oberland und am Basler Münster. Seit dem Sommer 2010 steht er im appenzellischen Hundwil im Dienst. Er wurde in Bern promoviert mit einer Arbeit über das Schriftverständnis bei Martin Luther und bei Karl Barth.
Herzlich, Markus Baumgartner
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