Gratistipps eines Chefredaktors

Vom richtigen Umgang der Kirchen mit den Medien

Von der Lebenserfahrung des altgedienten Chefredaktors und Pfarrersohnes Peter Rothenbühler sollten alle Pfarrer profitieren können: Er hat anlässlich der Tagung des Katholischen Pressevereins in Zusammenarbeit mit der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg am 16. Januar 2012 ein Referat gehalten. Gerne fasse ich es nachfolgend zusammen:
Das Verhältnis der Kirche und der Medien sei heute ein groteskes, ein geradezu paradoxes.
Die Kirche hätte als Medium zur Verbreitung der Botschaft Christi eigentlich sehr viel Positives anzubieten: Vor allem ein Angebot zum Nachdenken, zum Meditieren, zum Beten.
Die Kirche habe die schönsten Botschaften zu verbreiten: Botschaften der Liebe, des Friedens, der Versöhnung, der Vergebung, der Solidarität, der Liebe zur Natur. Aber auch ein paar nützliche Regeln zur Führung eines anständigen Lebens: Anstandsregeln, die uns erlauben, ein Leben in Friede, Harmonie, Gemeinschaft, Bescheidenheit und Selbstlosigkeit zu führen.
Aber diese Kirche ist in den Medien kaum ein Thema. Trotzdem sei sie dauernd in den Schlagzeilen:
Mit Storys, die aber von allem andern handeln als von frohen Botschaften.
Sie handeln von alten, hinterwäldlerischen Männern, die völlig weltfremd leben und in einer eigenartigen Sprache, völlig lebensfremde Normen vertreten. Verbote vor allem, und zwar ausgerechnet zu jenen Aspekten der Liebe, von denen sie am wenigstens verstehen, nämlich zum Sex.
Rothenbühler vermisst dagegen Stellungnahmen nach Fukushima, zur Finanzkrise, zur Solidarität unter Staaten, zu den wahren Ängsten der Menschen, zur drohenden Wirtschaftskatastrophe im 2012, zur drohenden Arbeitslosigkeit, zur drohenden Armut. Es sei sicher nicht die sexuelle Aufklärung in der Schule, die die Leute bewege.
Die intelligenteste Botschaft, die er als normaler Zeitungsleser in den letzten Monaten gelesen habe, war die Botschaft von Abt Martin Wehrlen aus Einsiedeln zum 1. August, in der er sagte, dass die Kirche immer auch politisch ist, dass sie Partei ergreifen darf, sich dabei aber aufs Evangelium stützen soll und nicht auf Parteiprogramme. Solche Verlautbarungen seien nötig, wenn die Kirche existieren wolle. Lese man die Bibel, werde ja dauernd etwas erklärt: Es kommen dauernd Zitate vor, es heisst dauernd «und er sprach». Kirche ist reden, nicht schweigen.
Das ganze Referat steht als PDF auf der Seite der Bischofskonferenz zum Herunterladen bereit: www.kommission-medien.bischoefe.ch/aktuelles/communio-out-community-in/kirche-ist-kein-thema!-es-sei-denn-sie-macht-sich-dazu. Zur Person: Peter Rothenbühler (63), verheiratet, zwei Kinder, war langjähriger Chefredaktor der “Schweizer Illustrierten” und von “Le Matin”. Heute arbeitet er in der Geschäftsleitung von Edipresse und wirkt als Dozent für Journalismus an den Universitäten Neuenburg und Genf. Sein Vater war reformierter Pfarrer, seine Mutter spielte Orgel. Peter Rothenbühler hat sich daher intensiv mit Glaubensfragen auseinandergesetzt.
Herzlich, Markus Baumgartner
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