Eine totale Scheiss Predigt

Provokatives und Ungewöhnliches fällt auf

Kürzlich hat mich eine Radiopredigt auf DRS2 positiv überrascht. Die Predigt handelte vom Fluchwort "Scheisse" und Kapuzinerpater und Stadtpfarrer von Olten Hanspeter Betschart scheute sich nicht, das Wort auch wirklich in den Mund zu nehmen. Sei es die Scheisse eines Babys oder die Probleme im Alltag. 
Die Predigt fesselte mich vom ersten Augenblick an: Sie war schön getextet und bot Gelegenheit zum Schmunzeln. Die gleiche Predigt hätte wohl nicht funktioniert, wenn der Pfarrer das Wort kaum ausgesprochen hätte. Es tat fast schon Weh in den Ohren, so häufig benutzte er es. Provokativ und ungewohnt für einen Pfarrer. Aber es wirkte – und blieb. (Wem es eine Zumutung war, konnte den Mist einfach abstellen.)
Für den Pfarrer sind „Scheisse“-Ausdrücke SOS-Signale der Mitmenschen. Die Menschen brauchen echtes Interesse, Aufmerksamkeit, ein ermunterndes Wort oder zupackende Hilfe. Die Situation erinnerte den Pfarrer an die biblische Geschichte des seit 38 Jahren gelähmten Mannes, der laut hätte „Scheisse“ sagen können. Zum Schluss wünschte der Pfarrer allen eine gute Verdauung und einen sorgfältigen Sprachgebrauch. Hier die Predigt www.radiopredigt.ch/mp3/101024_betschart_kath.mp3.
Radio-Predigten sind sehr anspruchsvoll. Man kann nicht mit Gestik und Mimik oder einer Powerpoint-Präsentation glänzen. Das Wort ist im Zentrum. Von Radiopredigten können wir lernen, dass es eine gute Bildsprache und kurze Sätze braucht, dazu ein einfaches Thema sowie kreative Überraschungen und Abwechslungen.
Herzlich, Markus Baumgartner
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