Pfarrer rettet Dorfbeiz

Wenn sich Kirchenleute für das Dorf einsetzen

Es ist sicher aussergewöhnlich, wenn sich eine Beizer-Familie an den Pfarrer wendet. Dies nicht aus seelsorgerlichen Gründen, sondern um die Dorfbeiz zu retten. Das Haus befindet sich mitten im Dorf von Steinen/SZ und besteht als Speiserestaurant schon seit 1860. In ihm wurde 1933 der bekannte Schottisch "Steiner Chilbi" von Jost Ribary uraufgeführt.
Weil für den Betrieb kein Nachfolger gefunden werden konnte, klopfte die Familie Kündig Anfang Jahr bei Dorfpfarrer Rudolf Nussbaumer an. Der Pfarrer liess sich nicht lumpen, nachdem er einen „Wink von oben“ erhalten hatte. Er wollte nicht hinnehmen, dass im Dorf ein weiterer Treffpunkt der Bevölkerung einfach aus dem Alltag verschwindet. Zusammen mit dem Kirchenvogt, der hinter der Idee stand, wurden im Januar Bettelbriefe verschickt.
Das aussergewöhnliche Engagement des Dorfpfarrers brachte zuerst noch (zu) wenig ein. Er musste mit einem zweiten Mailing sein ganzes Netzwerk anzapfen. Die Bettelbriefe gaben im Dorf zu reden. „Jetzt will der Pfarrer mit Wirten beginnen“ wurde herumgeboten. Schliesslich konnte Rudolf Nussbaumer 500'000 Franken sammeln und gründete damit eine Stiftung. Jetzt wird das traditionelle Restaurant Kündig unter neuer Führung weitergeführt und Pfarrer Nussbaumer würde auch mal im Service aushelfen, falls Not am Mann sein sollte. Das Restaurant soll so bleiben, wie es war: ein Treffpunkt für die Bewohner, die Pfarrei und Vereine. Über das Engagement berichteten der „Bote der Urschweiz“ mehrmals, aber auch Radio DRS, die Neue Schwyzer Zeitung und 20 Minuten.
Was die Katholiken können, setzten auch reformierte um: Im Aargauischen Thalheim kaufte Kirchenpräsident Roland Frauchiger das Traditionslokal Bären und führt es neu als Thalner Bär weiter. Zusammen mit seiner Frau und drei erwachsenen Kindern sagte er sich: „Hier kann man etwas für unser Dorf machen.“ Die Bezeichnung Gasthaus hat die Familie Frauchiger ganz bewusst gewählt. Es soll ein gastliches Haus sein, in dem sich Menschen jeglicher Herkunft und unterschiedlichen Alters wohl fühlen können. Praktisch alle Aktivitäten sollen Raum bieten für Begegnungen: „Für bärenstarke Begegnungen“, so lautet das Motto.
Wie verbunden ist Ihre Kirche mit der Dorfbeiz?
Herzlich, Markus Baumgartner
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