Öffentliche Diskussion dank Zivilcourage

Unternehmer zahlt Bussen wegen Schwimmverbot

In Basel-Stadt haben erstmals Eltern Bussen ab 350 Franken erhalten, weil sie ihre Kinder nicht am obligatorischen Schul-Schwimmunterricht hatten teilnehmen lassen. Der Basler Erziehungsdirektor Christoph Eymann hat die Bussen gegen fünf muslimische Familien verhängt. Das kantonale Schulgesetz nimmt explizit keine Rücksicht auf die Motive. Die Bussen wurden nach einer Vorgeschichte mit verschiedenen ergebnislosen Gesprächen ausgesprochen.
Nun will ein Geschäftsmann aus ideellen Gründen für die Geldstrafen aufkommen. Mit seiner Zivilcourage setzt sich der 58-jährige Unternehmensberater Johannes Cwalina aus Riehen in die Nesseln:  Er sieht sich mit einem enormen Ausbruch von Fremdenhass konfrontiert. Dabei wolle er mit den gebüssten Familien nur einen Weg finden. Er setzt sich schon seit 30 Jahren für Integration ein. Die Lager sind gespalten: Den einen gefällt der Mann. Er führt mit seiner einfachen Aktion allen, die für law&order einzustehen glauben, ihr schwieriges Dasein vor Augen. Für die anderen ist der Unternehmer ein typischer Vertreter, der mit solchen Marketing-Aktionen auf sich aufmerksam machen will.
Interessant an dieser Geschichte ist vor allem die theologische Dimension: Da kommt jemand und bezahlt die zu Recht verhängten Bussen (Strafgelder) für andere Leute. Die Bussen sind begründet und gerechtfertigt und gelten den tatsächlich Schuldigen. Die Schuldigen sind echte Schuldige - sie haben die Gesetze gekannt, wurden mehrfach gemahnt und verwarnt. Aber aus eigener (religiöser) Überzeugung haben sie die Gesetze bewusst gebrochen. Die muslimischen Bussen-Empfänger, die Schuldigen, sind Fremde und Andere. Sie gelten als Nicht-Integrierte, sind somit potenziell Böse und Feinde. Hier übernimmt dieser eine die Strafe. Er bezahlt die Bussen für die Schuldigen, er leistet „Für-Busse“.
Die Behörden sind konsterniert und verweigern eine Stellungnahme. Das war im Gesetz nicht vorgesehen. Daran hat keiner gedacht, dass ein anderer die Strafe übernehmen könnte. Und nun entlädt sich Volkes Zorn über der Person, welcher die Strafgelder für die anderen bezahlt. Mindestens 100 Beiträge hat es in Foren gegeben (bazonline.ch/basel/stadt/Riehener-Unternehmer-will-Bussen-wegen-Schwimmverbot-zahlen/story/17021549#kommentar) und es gab sogar schon anonyme Morddrohungen.
Was muss das damals vor 2000 Jahren für ein Ärgernis gewesen sein? Johannes Cwalina zeigt uns, wie Christen heute in eine Zwickmühle geraten können: Die Frage stellt sich, wieso ein christlich motivierter Unternehmer von Mitchristen fast nur negative Reaktionen erhält. Wie gehen Kirchen damit um, wenn einer eine Liebestat gegenüber „Feinden“ tut? Herzlich, Markus Baumgartner
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